Der Chef des angeschlagenen Traditionskonzerns Thyssenkrupp, Guido Kerkhoff, soll nach nur einem Jahr im Amt schon wieder gehen.
Guido Kerkhoff im Juli
Guido Kerkhoff im Juli - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Guido Kerkhoff konnte Krise des Traditionskonzerns nicht stoppen.
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Der Personalausschuss des Aufsichtsrats sprach sich dafür aus, Kerkhoff an der Spitze des Industriekonzerns abzulösen, wie Thyssenkrupp am Dienstagabend mitteilte. Die Leitung soll übergangsweise Aufsichtsratschefin Martina Merz übernehmen, allerdings höchstens für zwölf Monate.

Thyssenkrupp, Hersteller von Stahl, aber auch von U-Booten und Fahrstühlen, steckt in der Krise. Der Konzern macht Millionen-Verluste, der Börsenwert ist stark abgesackt. Anfang September verlor der Konzern nach mehr als 30 Jahren seinen Platz im deutschen Aktienindex. Hinzu kam im Juni das Verbot der EU-Kommission, die Stahlsparte mit der des indischen Konkurrenten Tata zu fusionieren.

Kerkhoff, bis dahin Finanzvorstand bei Thyssenkrupp, hatte im Juli 2018 den Chefposten von Heinrich Hiesinger übernommen, der sein Amt im Streit mit einflussreichen Grossaktionären aufgegeben hatte. Kerkhoff war als Übergangslösung gedacht: Er sollte das Unternehmen führen, bis der Aufsichtsrat «den strukturierten Prozess zur Findung eines Nachfolgers» für Hiesinger abgeschlossen habe, hiess es damals.

Kerkhoff plante, den Konzern «neu und profitabler» aufstellen. Im Mai hatte er die Streichung von 6000 Stellen angekündigt, die Aufzugsparte soll verkauft werden. Auch weitere Bereiche, etwa die Automobilzulieferung, stellte Kerkhoff auf den Prüfstand.

Dem Aufsichtsrat reicht das offenbar nicht. Der Personalausschuss empfahl dem Gremium, mit Kerkhoff «Verhandlungen über eine zeitnahe Beendigung seines Vorstandsmandates aufzunehmen». Die im Mai angekündigte und beschlossene Neuausrichtung werde «konsequent fortgesetzt», teilte Thyssenkrupp mit.

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