Bauern versichern ihre Ernte vermehrt gegen Hitzeschäden
Das Wichtigste in Kürze
- Immer häufiger setzen Hitzewellen und Dürre der Landwirtschaft zu.
- Um Ernteausfälle auffangen zu können, setzen immer mehr Bauern auf Versicherungen.
- Die Zahl der Ackerkultur-Versicherung hat sich in sechs Jahren mehr als verdreifacht.
Die Bauern ächzen unter der Hitze. Doch die steigenden Temperaturen machen nicht nur ihnen zu schaffen. Auch ihre Ernte leidet. Hitzewellen häufen sich und verursachen Schäden und Ausfälle.
Bauern wollen etwas tun
Vergangenen Donnerstag schlug der Bauernverband Alarm. «Wir müssen jetzt handeln und aktiv etwas fürs Klima tun», sagte Bauernpräsident Markus Ritter. So wollen die Bauern künftig vermehrt Systeme fördern, um die Felder ressourcenschonender zu bewässern. Auch die laufende Revision des CO2-Gesetzes sei für die Landwirtschaft zentral, so Ritter.
Für den Bauernverband ist klar: Die Bauern sind von den Folgen der Klimaveränderung mit zunehmend extremen Wettereignissen besonders stark betroffen. Und ein Ernteausfall kann einen Landwirtschaftsbetrieb schnell in Schieflage bringen. Um das Risiko zu mindern, stehen den Bauern Versicherungsmodelle zur Verfügung.
Versicherungsmodelle für Ernteausfälle
Neben Absicherungen gegen Ausfälle wegen Hagel- oder Sturmschäden, bietet die Versicherung Schweizer Hagel seit 2013 auch ein Modell gegen weitere Naturgefahren an. So werden im Modell «Pauschal Plus» für den Ackerbau Ernteausfälle wegen Trockenheit versichert.
Ein Schaden als Folge von Trockenheit muss dabei spätestens 20 Tage vor der Ernte gemeldet werden. Gedeckt ist der Ausfall, wenn es innerhalb eines Monats weniger als 20mm Regen gab.
Seit 2016 gibt es zudem für Grasland die «Pauschalversicherung Klima», erklärt Esther Böhler von Schweizer Hagel. «Diese Mehrgefahren- bzw. Ernteversicherungen, welche das Trockenheitsrisiko abdecken, decken je nach Kultur auch Schäden infolge von Hagel, Sturm, Schneedruck, Starkregen, Überschwemmung, Auswuchs, Blitz/Brand sowie Erdrutsch inklusive Wiederherstellung des Kulturlandes.»
Versicherung kommt für Verlust auf
Die Prämie wird auf Basis der Empfindlichkeit der Kultur sowie des regionalen Risikos berechnet. Wichtig ist dann die Ermittlung des Ausfalls.
«Bei Trockenheitsschäden an Ackerkulturen wird der verbleibende betriebliche Gesamtertrag für die betroffene Kultur auf der Basis geernteter Mengen berechnet. Für die Berechnung der geernteten Mengen werden kurz vor der Ernte Ertragserhebungen gemacht», erklärt Böhler. Zudem werden Ablieferungsdokumente, Übernahmescheine und meteorologische Daten konsultiert.
«Liegt der Mengenverlust unter dem gesamtbetrieblichen Referenzertrag, so wird die Differenz zwischen dem gesamtbetrieblichen Referenzertrag und dem ermittelten Mengenverlust berechnet.»
Starke Zunahme der Versicherungen gegen Trockenheit
Böhler erklärt: «Wir haben seit Einführung eine starke Zunahme registriert.» 2013 waren bei 455 Ackerkulturen 10'690 Hektaren Kulturland versichert. Aktuell sind es 1550 Policen mit 35'200 Hektaren – das ist fast 3,5-mal so viel. Und: «Wir rechnen mit einer weiteren Zunahme in den kommenden Jahren», so Böhler.
Mit der Klimaerwärmung und der Zunahme von Trockenheitsperioden steige die Anzahl der Versicherten von Jahr zu Jahr. Zurzeit seien schweizweit erst weniger als 15 Prozent der Ackerflächen gegen Trockenheit versichert. Kantonal gibt es aber grosse Schwankungen – im Kanton Waadt sind es beispielsweise 35 Prozent.
«Das Trockenheitsrisiko kann auch mit Schadensminderungsmassnahmen wie Bewässerung oder über die Zeit auch mit Anpassungsmassnahmen – etwa neue, andere Saatsorten oder standortgerechtere Kulturen – begegnet werden», ergänzt Böhler.
Schweizer Hagel legt Landwirten aber nahe, den Abschluss einer Versicherung gegen Trockenheit zu prüfen. Denn eines ist klar: Die Landwirtschaft bleibt von der Klimaerwärmung unmittelbar betroffen.