Bauern wütend über «Kundentäuschung» bei Butter
«Die Butter» kennt jeder Schweizer. Doch aktuell stammt sie aus dem Ausland. Die Bauern wittern Kundentäuschung, der Bundesrat relativiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen Buttermangels musste die Schweiz Butter aus der EU importieren.
- Der Bauernverband befürchtet, dass so die eigenen Butter-Marken geschwächt werden.
Die Schweiz hat einen Buttermangel. Deshalb gab der Bund im Frühjahr grünes Licht für Butter-Importe aus der EU. Die Kontingente belaufen sich auf rund 3000 Tonnen.
Diese Importware ist mittlerweile im Handel erhältlich. Doch die EU-Butter wird in der gleichen Verpackung verkauft, wie sonst das inländische Produkt auch. Das stösst dem Bauernverband sauer auf.
In einer Medienmitteilung schreibt er: «Für die Konsumenten ist der Unterschied zur echten Schweizer Butter nur im Kleinstgedruckten zu erkennen.»
Abmachungen nicht eingehalten
Der Bauernverband weist darauf hin, dass alle betroffenen Akteure sich darauf einigten, dass die EU-Ware weder als «Die Butter» noch als «Floralp» vermarktet werde. Doch: «Die Erfahrung der letzten Tage zeigt nun, dass die Verarbeiter und der Detailhandel sich nicht um diese Abmachung scheren und auch die Importware als Markenbutter verkaufen.»
Der Bauernverband wirft ihnen nicht nur «Konsumententäuschung» vor. Ebenfalls befürchtet der Verband, dass so die einheimischen Marken geschwächt werden. Diesen Standpunkt vertritt auch die Milchbauernorganisation BIG-M, welche sonst mit dem Bauernverband das Heu oft nicht auf der gleichen Bühne hat.
Doch sind die Vorwürfe gerechtfertigt? Detailhändler und Verarbeiter verweisen alle an die Branchenorganisation Butter (BOB), der mehrere Verarbeiter und die Schweizer Milchproduzenten SMP angehören. Geschäftsführer Peter Ryser erklärt: «Das Ziel war effektiv, dass die ‹Die Butter› nicht umgestellt werden muss.»
Zu wenig Rohstoffe
Man habe angenommen, dass durch die Butterpreiserhöhung genügend Rahm zur Verfügung stehe. Doch: «Im Juli mussten die Butterhersteller feststellen, dass die Produktion weiterhin ungenügend war.»
Die Organisation hatte also die Wahl, entweder «Die Butter» zeitweise aus dem Sortiment zu nehmen oder auf Import-Butter umzustellen. Sie hat sich für letzteres entschieden. Dieser Entscheid sei auch im Interesse der Milchproduzenten, so Ryser.
Konsumenten profitieren jedenfalls von günstigeren Preisen. Coop und Migros beispielsweise geben die Importware leicht günstiger ab.
«Wir zahlen für den Einkauf der Import-Butter den gleichen Preis, wie für Schweizer Butter», sagt Migros-Sprecher Patrick Stöpper. Grund sind hohe Zollkosten. Die Detailhändlerin verkauft die Butter trotzdem günstiger, «da es sich momentan nicht um die gewohnte Schweizer Qualität handelt.»
Bundesrat sieht kein Problem
Die Import-Butter beschäftigt mittlerweile gar die Landesregierung. SVP-Nationalrat und BIG-M-Mitgründer Martin Haab wollte von der Landesregierung wissen, ob nicht eine Täuschung des Konsumenten vorliege, wenn «Die Butter» aus der EU stamme. Sein SVP-Kollege Marcel Dettling fragte zudem, warum die Importbutter nicht mit einer speziellen Verpackung gekennzeichnet werde.
Der Bundesrat antwortete schriftlich auf die beiden Fragen. Er schreibt, die Umstellung habe schnell erfolgen müssen. Die Zeit, eine neue Marke für die Import-Butter zu schaffen, habe nicht gereicht.
Die Landesregierung hält auch fest, dass bei verarbeiteten Lebensmitteln ein geografischer Raum angegeben werden dürfe. «Damit ist die Angabe ‹Hergestellt in der EU› für die importierte Butter korrekt und informiert die Konsumenten klar über deren Herkunft.»