Befürchteter Einbruch der Containerschifffahrt ist ausgeblieben
Die Folgen der Corona-Pandemie waren in der Containerschifffahrt weniger spürbar als erwartet.
Das Wichtigste in Kürze
- Man rechnet mit einem Minus von 4,1 Prozent
- Die Prognose belief sich im Frühjahr auf einem Einbruch von 10,6 Prozent
- Auch Hapag-Lloyd ist angesichts des nunmehr günstigeren Umfeldes positiv gestimmt
Die internationale Containerschifffahrt hat sich von den Folgen der Corona-Pandemie schneller als erwartet erholt. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen rechnet im laufenden Jahr mit einem Minus des weltweiten Containertransports von 4,1 Prozent. Er berief sich dabei auf internationale Spezialberatungsunternehmen.
Im April dagegen hatte Hapag-Lloyd noch eine Prognose mit einem Rückgang des weltweiten Containertransports von 10,6 Prozent veröffentlicht. Für das nächste Jahr sei ein Wachstum von 5,7 Prozent zu erwarten.
«Niemand hat damit gerechnet, dass die Nachfrage wieder so steigen würde», sagte Habben Jansen bei einer Online-Konferenz in Hamburg. Ein Grund könnte sein, dass die Konsumenten weniger Geld für Restaurants, Konzerte, Kinos und Bars ausgegeben haben und dafür mehr für Haushaltsgegenstände oder Möbel, da sie sich verstärkt in ihren Wohnungen aufgehalten haben. So sind in einigen Fahrtgebieten schon seit August wieder mehr oder grössere Schiffe unterwegs als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Die Erholung des Welthandels lässt sich auch ablesen an der geringen Zahl von aufliegenden Schiffen. Die Reedereien hatten zu Beginn der Corona-Krise ihre Kapazitäten stark heruntergefahren und zeitweise Schiffe mit einer Tragfähigkeit von mehr als 2,7 Millionen Standardcontainern (TEU) aus dem Betrieb genommen. Inzwischen liegen nur noch Kapazitäten von 644'000 TEU auf, rund 2,7 Prozent der Weltflotte. Die Bestellungen neuer Schiffe sind mit bislang 200'000 TEU in diesem Jahr auf einen sehr tiefen Stand gefallen.
Auch Hapag-Lloyd selbst sieht angesichts des nunmehr günstigeren Umfeldes positiv gestimmt in die Zukunft. Die Schiffe sind voll, der Treibstoff billig, und auch die meisten Seeleute konnten wieder von Bord gehen, nachdem sie viele Monate nicht ausgewechselt werden durften. Auf den 41 Hapag-Lloyd-Schiffen unter deutscher Flagge stehen noch 52 Seeleute überfällig zum Crewwechsel an, gegenüber mehr als 300 vor drei Monaten. Ihre Zahl müsse baldmöglichst auf Null fallen, sagte Habben Jansen.
Hapag-Lloyd hatte im August mit dem Halbjahresbericht seine Gewinnprognose für das laufende Jahr bestätigt. Danach erwartet der Konzern einen Gewinn von 0,5 bis 1,0 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit). Auch bei der Online-Präsentation hielt Habben Jansen an der Vorhersage fest. Der Vorstand arbeite an den finanziellen Zielen und reduziere Kosten und Schulden, aber ebenso an der Reduzierung der CO2-Emissionen. Gegenwärtig baut Hapag-Lloyd ein grosses Containerschiff für den Antrieb mit verflüssigtem Erdgas (LNG) um.