Biogas-Fahrzeuge sind oft umweltfreundlicher als E-Autos
Viele sehen einzig das Elektroauto als umweltfreundliche Alternative. Allerdings kann man auch mit einem Verbrennungsmotor fast CO2-neutral unterwegs sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer mit Biogas fährt, stösst fast kein CO2 aus.
- Gas-Autos schneiden mit Biogas darum bei der Ökobilanz oft besser als E-Autos ab.
Geht es um die Zukunft der Automobilität, denken viele an das E-Auto. Keine Verbrennung, kein Auspuff und keine Abgase. Trotzdem ist es ein Fehler, den Verbrennungsmotor abzuschreiben.
Getüftelt wird an vielen alternativen, umweltfreundlicheren Treibstoffen. Bioethanol wurde vor über zehn Jahren eingeführt, mit einer schlechten Bilanz: E85-Neuwagen gibts es heute keine mehr, die Treibstoff-Herstellung in der Schweiz wurde eingestampft. Projekt gescheitert.
Allerdings gibt es eine Alternative, die seit Jahren ein Nischen-Dasein führt: Bio- und Erdgas. «Ab der Kompaktklasse schneiden biogasbetriebene Fahrzeuge bei der Ökobilanz besser ab als E-Autos», sagt Kurt Egli, Auto-Experte beim Verkehrsclub.
Denn auch wenn das Elektroauto kein Abgas in die Luft pustet: Während der Herstellung wird die Umwelt stärker belastet an als bei herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor. Dies zeigt auch die Analyse des Bundesamts für Umwelt (siehe Grafik unten).
«Praktisch CO2-neutral»
Wer ein Auto mit Erdgas/Biogas statt Benzin fährt, reduziert den CO2-Ausstoss um rund einen Viertel. «Mit 100 Prozent Biogas fährt man praktisch CO2-neutral», so Egli.
Mehrkosten gibt es nicht, allerdings ist die Reichweite im Gasbetrieb geringer. Notfalls kann man Gas-Autos mit gewöhnlichem Benzin tanken.
Wer in der Schweiz Gas tankt, kriegt 22 Prozent heimisches Biogas beigemischt. Optional können Kunden den Biogas-Anteil beim Gasversorger erhöhen.
Freilich kann nicht jeder Schweizer mit Biogas umherkurven. Laut der Stiftung Biomasse Schweiz könnte hierzulande Treibstoff für knapp 400'000 Autos mit einer jährlichen Fahrleistung von 15'000 km und einem Verbrauch von 8 Litern pro 100 km produziert werden. «Das sind bei einem Fahrzeugbestand von 6 Millionen Fahrzeugen immerhin knapp 7 Prozent», erklärt Sandro Compagno von Energie Wasser Bern.
Nur Mini-Marktanteil
Biogas aus der Schweiz stammt komplett aus Abfallen wie Grüngut, Speiseresten, Klärschlamm oder Schlachtabfällen. Energiepflanzen wie Raps oder Weizen werden hierfür – anders als in anderen Ländern – nicht extra angebaut.
Seit Anfang Jahr wurden 368 Gas-Autos neu zugelassen. Damit kommen die Öko-Fahrzeuge auf einem Marktanteil von bescheidenen 0,3 Prozent. Compagno findet, dass die Politik die Technologie «unbedingt» stärker fördern sollte.
Um die Akzeptanz der Gas-Fahrzeuge zu steigern brauche es neben der geplanten CO2-Verschärfung zwei weitere Bausteine: «Den finanziellen Anreiz beim Tanken sowie die Erhöhung des Biogasanteils und deren Anrechenbarkeit bei der CO2-Flottenberechnung.»