Coronavirus: Britische Variante ist tödlicher als Ursprungsvirus
Das Wichtigste in Kürze
- Die britische Corona-Mutation ist nicht nur ansteckender, sondern auch deutlich tödlicher.
- Laut Forschern muss in 4,1 von eintausend Infektionen mit dem Tod gerechnet werden.
- Das bedeutet eine höhere Sterblichkeit von 64 Prozent gegenüber des ursprünglichen Virus.
Die britische Corona-Mutation B.1.1.7 ist längst auch in der Schweiz angekommen. Laut offiziellen Zahlen wurde sie bisher 4393 Mal nachgewiesen und breitet sich immer weiter aus.
Bekannt war bereits, dass die Mutation ansteckender ist als frühere Varianten des Coronavirus. Eine Studie bestätigt nun aber auch weitere Befürchtungen von Experten: Die Briten-Mutation soll tatsächlich auch erheblich tödlicher sein.
Dies haben Wissenschaftler um Robert Challen von der University of Exeter herausgefunden. Sie berichten im «British Medical Journal», dass in 4,1 von eintausend Infektionen mit dem Tod gerechnet werden müsse.
Bei früheren Coronavirus-Varianten liegt die Sterberate bei 2,5 von tausend Fällen. Das bedeutet: Die Mutation B.1.1.7 ist 64 Prozent tödlicher als das ursprüngliche Virus.
Studie analysierte Daten von Nicht-Risikopatienten
Für die Studie analysierte das Team die Daten von knapp 110'000 Menschen. Sie waren zwischen Oktober und Januar positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die untersuchten Personen waren zwischen 30 und 60 Jahre alt. Nachdem sie ihr Testergebnis erhielten, wurden sie 28 Tage lang von den Forschern beobachtet.
Das Augenmerk der Wissenschaftler lag dabei auf Menschen, die in ihrem Wohnumfeld auf das Coronavirus getestet worden waren. Das heisst: Sie wiesen bei der Feststellung ihrer Infektion keine schweren Symptome auf und waren zu dem Zeitpunkt auch noch nicht hospitalisiert. Damit war der Anteil der Risikopatienten niedriger als in Studien, die auf Daten aus Krankenhäusern basieren.
Sollten die Studienergebnisse auch auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sein, bedeute dies laut dem Team um Challen: «Die Mutation hat das Potenzial eine erhebliche zusätzliche Sterblichkeit im Vergleich zu bereits zirkulierenden Varianten zu verursachen.»
Die Beobachtungen der Wissenschaftler decken sich mit Erkenntnissen der britischen Regierung. Diese hatte bereits Mitte Februar gewarnt, dass bei der Mutation B.1.1.7 das Risiko, wegen schwerer Verläufe im Krankenhaus zu landen – oder sogar an einer Ansteckung zu sterben – um 40 bis 60 Prozent höher sei als bei der am Anfang festgestellten Variante des Coronavirus.
«Umso wichtiger, dass sich Menschen impfen lassen»
Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte der Mikrobiologe Simon Clarke von der Universität in Reading, dass die höhere Übertragbarkeit und die nun festgestellte höhere Sterblichkeit zeigten, dass «diese Virus-Variante eine erhebliche Herausforderung für das Gesundheitssystem und politische Entscheidungsträger» sei.
Umso wichtiger sei es, dass «die Menschen sich impfen lassen, wenn sie aufgerufen werden». Der Wissenschaftler Michael Head von der Universität in Southampton betonte, die Studienergebnisse verdeutlichten die Gefahr, die von einer starken Ausbreitung des Virus ausgehe.
«Je mehr Covid-19 es gibt, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass eine neue besorgniserregende Variante auftritt», sagte er. Wahrscheinlicher sei dann auch die Entstehung von Mutanten, gegen welche die bestehenden Impfstoffe nicht wirkten.
Die meisten Corona-Impfstoff-Hersteller geben an, dass ihr Vakzin auch gegen B.1.1.7 wirksam ist. Unklar ist die Effektivität der Impfstoffe jedoch bei anderen bereits bestehenden Varianten. Etwa bei jener, die sich zurzeit vor allem in Südafrika ausbreitet.