Darüber wird heute am «Autogipfel» diskutiert
Politik und Industrie treffen sich in Berlin zum «Autogipfel». Dabei geht es schlicht um die Zukunft der deutschen Autoindustrie.
Das Wichtigste in Kürze
- Um 19 Uhr beginnt in Berlin der «Autogipfel».
- Punkto E-Mobilität und autonomen Fahrens haben die Deutschen Nachholbedarf.
Noch 2010 gab sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel optimistisch. Sie setzte sich zum Ziel, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Strassen umherkurven sollen.
Dieses Ziel wurde letztes Jahr gekippt und auf 2022 verschoben. Aktuell verkehren bei unseren Nachbarn im Norden rund 200'000 E-Autos.
Die deutsche Regierung will bei der E-Mobilität Gas geben und lädt darum heute zum «Autogipfel». Um 19 Uhr geht es los, rund 50 Teilnehmer aus Industrie, Regierung und Gewerkschaften setzen sich an den Tisch.
Massiv mehr Ladestationen
Die Bundesregierung hat einen «Masterplan» ausgearbeitet. Dieser sieht einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur vor. Aktuell gibt es in Deutschland rund 21'000 öffentliche Ladestationen. Bis 2030 sollen es eine Million sein.
Die deutsche Autoindustrie hat beim E-Auto Nachholbedarf. Zwar haben VW, Daimler und BMW mehrere Modelle in der Pipeline oder eben lanciert. Doch führend sind andere.
Letztes Jahr verkaufte der 2003 gegründete US-Konzern Tesla über 230'000 E-Autos. Dieses Jahr sollen es rund 360'000 Fahrzeuge sein. Dick im E-Auto-Geschäft sind auch die chinesischen Firmen BYD und BAIC.
Die alteingesessenen deutschen Konzerne haben Nachholbedarf. Volkswagen – grösster Autobauer der Welt – hat im Vorjahr nur 54'000 E-Autos verkauft. BMW ist mit 87'000 verkauften Stromautos Spitze der deutschen Konzerne, aber von der Konkurrenz aus China und USA weit entfernt.
Der von der EU gegebene Kurs ist klar: Nächstes Jahr darf ein europäischer Neuwagen im Schnitt noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft pusten. Die Autokonzerne erreichen diesen Zielwert nur, wenn der Flotten-Ausstoss dank alternativen Antrieben gesenkt wird.
Die Ziele werden künftig weiter verschärft. Gemäss Schätzungen müssen in Deutschland bis 2030 bis 10 Millionen E-Autos unterwegs sein, um dann geltende CO2-Ziele erreichen zu können.
Jobabbau wegen Umstellung auf E-Auto
Sorgen bereiten der Branche nicht nur die CO2-Ziele. Der Trend zum E-Auto führt bei Herstellern und Zulieferer zu Stellenverlust.
Denn Elektroautos haben weniger Bestandteile als herkömmliche Fahrzeuge. Entsprechend braucht es weniger Personal, um diese Fahrzeuge herzustellen. Bis 2035 dürften in Deutschland über 110'000 Stellen verloren gehen.
Dieses Thema wird heute Abend besprochen. Ebenso wie das autonome Fahren, ein weiteres Problemkind der deutschen Konzerne.
Waymo hängt deutsche Konzerne ab
Marktreif sind selbstfahrende Autos nicht, werden aber aktuell intensiv getestet. Daten der kalifornischen Verkehrsbehörden zeigen: Bei Autos der Alphabet-Tochter Waymo müssen Fahrer im Schnitt alle 18'000 Kilometer in das System eingreifen. Zum Vergleich: Die BMW-Testwagen schaffen keine acht Kilometer, Mercedes im Schnitt nur 2,4 Kilometer.
Als wären das nicht genug Probleme: Wegen Fahrten-Pooling und immer besser werdenden Carsharing-Angeboten wird der Fahrzeugkauf vermehrt überflüssig. Gemäss einer Studie der Beratungsfirma Berylls haben neue Mobilitätsangebote das Potenzial, bis 2030 jedes zehnte Privatauto zu ersetzen.
Klar: Der «Autogipfel» dürfte kaum für alle Probleme eine Lösung bringen. Doch ist es nötig, die Weichen für die Zukunft der deutschen Autoindustrie zu stellen.