Darum hat Big Pharma kaum Interesse an Impfung gegen Coronavirus
Das Wichtigste in Kürze
- Biotechfirmen entwickeln einen Impfstoff gegen das Coronavirus.
- Wirtschaftlich gehen die Firmen ein grosses Risiko ein.
Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Rund 25'000 Menschen sind in China infiziert, 722 sind bereits verstorben.
Chinesische und US-Forscher entwickeln eine Impfung gegen das Coronavirus. Auch Biotechunternehmen mischen mit – nur um die Pharmabranche ist es auffällig ruhig.
Roche-Chef Severin Schwan erklärte jüngst gegenüber «SRF», dass man sich beim Coronavirus auf diagnostische Systeme fokussiere. «Es ist kein grosses Geschäft für uns. Aber es stärkt sicher unsere langfristige Reputation in China.» Sowieso war das Basler Unternehmen nie im Impf-Geschäft tätig.
Rivalin Novartis hat den Impf-Bereich 2014 abgestossen. Ende Januar sprach Firmenchef Vasant Narasimhan gegenüber «Bloomberg» das Coronavirus zwar an, allerdings nur dessen Einfluss auf die Lieferkette.
Hohes Risiko für Konzerne
Warum die Zurückhaltung der Pharma-Giganten? Wird das Coronavirus zur Pandemie, könnten Hersteller von Impfstoffen viel Geld machen, kommentiert Oliver Classen, Sprecher der Nichtregierungsorganisation Public Eye. «Aber es sind hohe Investitionen nötig und das Geschäft ist riskant.»
Bis zu einer Milliarde Franken kann die Entwicklung eines Impfstoffes verschlingen. Wie hoch das Risiko für die Konzerne ist, zeigte sich 2002, als Sars ausbrach. 774 Menschen sind an der Infektionskrankheit gestorben.
Doch als der französische Pharmakonzern Sanofi seinen Impfstoff fertigstellte, war die Lungenkrankheit kein Thema mehr. Ist eine Seuche eingedämmt, verschwindet auch die Nachfrage nach Impfstoffen rasant.
Es ist nicht so, dass Impfstoffe kein Geschäft wären. Gemäss der «Wirtschaftswoche» setzt die Pharmabranche damit rund 30 Milliarden Dollar um. Das Entspricht rund fünf Prozent des Gesamtumsatzes der Branche.
Medikamente gegen Symptome
Zudem steigt die Nachfrage, wie Analysten von Evaluate Pharma rechnen. Demnach soll 2024 der weltweite Umsatz mit Vakzinen bei rund 45 Milliarden Dollar liegen.
Auch abseits von Impfstoffen kann die Pharmabranche mit dem Coronavirus Geld verdienen. Denn: «Kurzfristig geht es mehr darum, antivirale Medikamente zur Behandlung der Symptome bereitzustellen», erklärt Classen.
Es gab Berichte, dass in solchen Fällen HIV-Medikamente helfen können. Hier könnte Roche profitieren, da das Unternehmen antivirale Medikamente herstellt.