Deepseek-Schockwellen prallen an SMI fast spurlos ab

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Zürich,

Der SMI hat erstmals seit Frühling 2022 die Marke von 12'500 Punkten, wenn auch nur vorübergehend, überwunden.

Deepseek
Das chinesische Start-up Deepseek. (Symbolbild) - keystone

Der Schweizer Aktienmarkt zeigt derzeit ein starkes Eigenleben. Obwohl ein Start-up aus China an der US-Technologiebörse und an einigen europäischen Handelsplätzen zeitweise hohe Verluste ausgelöst hat, steigt der Schweizer Leitindex SMI derzeit weiter.

Am Dienstag hat der SMI erstmals seit Frühling 2022 die Marke von 12'500 Punkten, wenn auch nur vorübergehend, überwunden. Am Montag war es an der US-Technologiebörse Nasdaq um mehr als drei Prozent nach unten gegangen. Auch der zyklische deutsche Dax stand zeitweise deutlich im Minus. Am Berichtstag kühlten sich die Gemüter wieder etwas ab und es kam zumindest vorerst zu einer leichten Erholung.

Auslöser des Börsenschocks war die Erkenntnis, dass Software mit Künstlicher Intelligenz möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung – und damit auch Chips von Nvidia – trainiert werden kann als man bisher dachte. Denn das chinesische Start-up Deepseek will sein neues KI-Modell mit Kosten von weniger als sechs Millionen Dollar und auf wenigen abgespeckten Nvidia-Chipsystemen angelernt haben.

Darauf hatten panische Anleger den Börsenwert des US-Chip-Konzerns Nvidia am Montag um fast 600 Milliarden Dollar einbrechen lassen, das entspricht einem Minus von rund 17 Prozent. Am Dienstag konnte der KI-Chipspezialist zumindest den Negativ-Trend wieder umkehren.

Auslöser des Börsenschocks am Montag war die Erkenntnis, dass Software mit Künstlicher Intelligenz möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung – und damit auch Chips von Nvidia – trainiert werden kann als man bisher dachte. Denn das chinesische Start-up Deepseek will sein neues KI-Modell mit Kosten von weniger als sechs Millionen Dollar und auf wenigen abgespeckten Nvidia-Chipsystemen angelernt haben.

Ob das alles exakt so stimmt, weiss man nicht. So wurde in der Branche schon vor Wochen spekuliert, Deepseek habe möglicherweise Zugriff auf mehr Nvidia-Chips als es angesichts der US-Ausfuhrbeschränkungen zugibt.

16 Börsentage mit einem positiven Vorzeichen beendet

Doch Investoren, die Nvidias Aktie in Erwartung eines zukünftigen Mega-Geschäfts in den vergangenen Monaten immer höher trieben, bekamen am Montag kalte Füsse. US-Präsident Donald Trump sprach von einem Weckruf für amerikanische Unternehmen – und fand es zugleich «positiv», dass KI günstiger zu haben sein könne.

Die Firma wurde 2023 vom Hedge-Fonds-Manager Liang Wenfeng gegründet – und soll sich ein Paket von Nvidia-Chips gesichert haben. Deepseek setzt auf Open-Source-Modelle, bei denen der Quellcode öffentlich einsehbar ist. Die Daten werden auf Servern in China gespeichert.

Der chinesischen Regierung nicht genehme Informationen, etwa zum Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, werden vom Chatbot unterschlagen. Dass Deepseek auf Platz eins im US-App-Store für das iPhone aufstieg, hat deswegen angesichts des harten Vorgehens gegen Tiktok eine besondere Ironie.

Derweil profitierte der hiesige Markt laut Händlern stark von seiner defensiven Ausrichtung. Gut die Hälfte der Marktkapitalisierung der Schweizer Börse entfällt nämlich auf die beiden Pharmariesen Novartis und Roche sowie den Lebensmittelmulti Nestlé. Dagegen ist der Technologienanteil hierzulande viel geringer.

Dass die «Defensiven» dieses Jahr so gefragt sind, liegt auch daran, dass sie in im Vorjahr hinter den gehypten US-Chipwerten klar ins Hintertreffen geraten waren. Zudem steuern Anleger diese Werte nun wegen ihres als wenig krisenanfällig geltenden Geschäftsmodells als sicheren Hafen an.

Am Berichtstag schloss der SMI nach einem Hoch auf 12'536 Punkten noch um 0,3 Prozent höher auf 12'455 Zählern. Von den 18 Börsentagen im bisherigen Jahr hat der SMI nun 16 mit einem positiven Vorzeichen beendet. Zudem rückt das Allzeithoch von Anfang 2022 von 12'997 Punkten in Griffnähe.

Kommentare

User #5030 (nicht angemeldet)

Ja ihr Lieben, man kann es sich auch schön reden: "Derweil profitierte der hiesige Markt laut Händlern stark von seiner defensiven Ausrichtung". Der SMI reagiert nicht, weil die Schweiz technisch in Schlüsseltechnologien schon längst angehängt wurde! Muss wohl als Tech-nativ leider auch das Land verlassen, hier gibt es keine Zukunft mehr. Einst mal das Internet vom CERN, heute ist der Staat mit IT total überfordert und kann nicht mal einfachste IT-Betrugsfälle (siehe SRF-Doku) aufdecken und dies obwohl flächendeckend Bürger überwacht werden.

Weiterlesen

Bad Zurzach
1 Interaktionen

Mehr aus Stadt Zürich