Droht in den USA bald ein Börsen-Crash?
Milliarden-Bewertungen für Tech-Startups an der US-Börse – trotz Riesen-Verlusten. Es gebe Parallelen zur Dotcom-Blase, erklärt der Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktuell gehen viele US-Unternehmen an die Börse, die riesige Verluste schreiben.
- Ein Experte zieht Parallelen zur Dotcom-Blase Ende der 90er Jahre.
Geht es um US-Tech-Unternehmen, sind Investoren besonders optimistisch. Das zeigen jüngste Börsengänge. Der Taxi-Dienstleister Lyft wird mit 19 Milliarden Dollar bewertet, obwohl er im ersten Quartal mehr Verlust als Umsatz gemacht hat.
Imposanter die Zahlen beim Rivalen Uber. Der Umsatz lag im ersten Quartal bei drei Milliarden Dollar, der Verlust bei einer Milliarde. Der Börsenwert liegt trotzdem bei beeindruckenden 77 Milliarden Dollar.
Zum Vergleich: BMW schafft es auf 42 Milliarden Marktwert. Dabei macht der Autobauer jährlich 97 Milliarden Umsatz und über 7 Milliarden Gewinn.
Gehypte Firmen gehen an die Börse, ohne Gewinn in Aussicht zu stellen. Ein Trend: Letztes Jahr verbuchten 80 Prozent der US-Unternehmen, die an die Börse gingen, einen negativen Gewinn pro Aktie. Ende der Finanzkrise 2009 waren es noch 30 Prozent. «Nur in den Jahren 1999 und 2000 war der Anteil der Börsengänge mit negativem Gewinn pro Aktien ähnlich hoch», erklärt Philip Valta von der Universität Bern.
Der Direktor des Instituts für Finanzmanagement sieht Parallelen zur Entwicklung vor der Dotcom-Blase. «Ein Unterschied besteht allerdings darin, dass heute der Anteil an Tech IPOs deutlich tiefer liegt als während der Dotcom-Blase.» Diese waren während der letzten Jahre bei rund 30 Prozent. Um die Jahrtausendwende war der Anteil bei 70 Prozent.
Höhere Verluste als früher
Neu an der Börse kotierte Tech-Firmen schreiben Milliardenverluste, die noch höher sind als in den 90ern. Das liegt laut Valda oft daran, dass die Unternehmen schon älter sind. So könne man einen Teil der Verluste erklären. «Zum anderen besteht aber auch die Gefahr, dass wir uns in einer blasenähnlichen Situation befinden, und Investoren zu optimistisch sind und ihre Augen vor den grossen Verlusten schliessen.»
Auch sonst ist die Situation nicht ganz vergleichbar. In den 90er Jahren gab es merklich mehr Börsengänge in den USA. 1996 waren es 667, letztes Jahr noch 134. Trotzdem: «Die US-Börsen sind momentan sehr hoch bewertet.»
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt aktuell bei 30, der langjährige Durchschnitt bei 17. «Dieses Verhältnis war nur vor dem Börsen-Crash im Jahr 1929 und in der Dotcom-Blase höher als es zum jetzigen Zeitpunkt ist.»
Von einer Korrektur wird allerdings schon lange gesprochen. Diese ist bisher ausgeblieben. «Die Notenbanken scheinen weiterhin gewillt zu sein, einen allfälligen wirtschaftlichen Abschwung mit geldpolitischen Massnahmen abfedern zu wollen.»