Fokus: Auch mit Obligationen lässt sich Geld verdienen
Mit dem vergangenen Jahr können die Anleger an der Schweizer Obligationenbörse zufrieden sein. Mit einem Plus von über fünf Prozent war die Performance in 2024 fast so gut wie im Jahr zuvor.
Im vergangenen Jahr legte der Swiss Bond Index (SBI), der als Massstab für die Entwicklung des Obligationenmarkts dient, um 5,2 Prozent zu. Damit entwickelte sich der SBI etwas besser als der Leitindex SMI der Schweizer Aktienbörse mit plus 4 Prozent. Im Jahr 2023 hatte der SBI gar um 7,5 Prozent zugelegt und den SMI ebenfalls übertroffen.
Bei einer Anleihe entfällt ein Teil der Performance auf den Coupon, der Anlegern ein regelmässiges Einkommen ermöglicht. Der andere Teil entsteht, wenn der Wert der Obligationen steigt.
Das ist in der Regel dann der Fall, wenn wie zuletzt die Zinsen sinken. Denn neu ausgegebene Obligationen werden tiefer verzinst und sind damit weniger attraktiv als bestehende Anleihen. Entsprechend entfiel in 2024 der grössere Teil der Rendite für Obligationäre auf Kursgewinne.
Dabei verlief 2024 vor allem das Emissionsgeschäft 2024 sehr gut. Es wurden am Schweizer Primärmarkt so viele neue Anleihen begeben wie noch nie, sagt Markus Thöny, Chef Swiss Fixed Income bei Lombard Odier IM. Bis Mitte Dezember wurden Anleihen über 75 Milliarden Franken emittiert.
Damit wurde die bisherige Bestmarke von 2023 von rund 71 Milliarden übertroffen, sagt Stefan Bösl, Leiter Kapitalmarkt bei der Luzerner Kantonalbank. Dazu kommen noch die Anleihen der Eidgenossenschaft über rund 5 Milliarden. Insgesamt setzte sich der Aufwärtstrend im Emissionsgeschäft, der 2021 eingesetzt hatte, damit fort.
Dabei hat der Anteil inländischer Emittenten laut Angaben der LUKB auf 72 Prozent zugenommen von 63 Prozent im Jahr zuvor. Unternehmensanleihen, im Fachjargon Corporates genannt, waren dabei «das Lieblingskind der Investoren», wie Bösl erklärt. Bis Ende November machten Corporates im SBI AAA-BBB Index knapp 30 Prozent aus, sagt Thöny.
Immobilienfirmen begäben grüne Anleihen
Corporates weisen meist ein Rating im Bereich «A-BBB» auf. Daher verlangen Investoren höhere Risikoaufschläge als für die höher benoteten Anleihen von öffentlichen Schuldnern oder Pfandbriefemittenten. Dies bedeutet aber auch eine deutlich bessere Rendite. «Das macht dieses Segment so attraktiv», sagt Bösl. Mit einer Übergewichtung der Corporates lasse sich der Ertrag verbessern, sagt Thöny.
Unternehmensschuldner nutzten diese Nachfrage auch stark, erklärt Thöny. So holten sich jeweils in mehreren Tranchen Novartis 2,2 Milliarden, Nestlé 1,235 Milliarden, Barry Callebaut 1,33 Milliarden und Swisscom 1,245 Milliarden. Ein neuer Auslandschuldner am Franken-Anleihemarkt – Thermo Fisher – holte sich ebenfalls gut eine Milliarde.
Zudem erfreuten sich auch Schuldner, die erstmals den Frankenkapitalmarkt anzapften, guter Akzeptanz. Dazu zählen der Dermatologiekonzern Galderma, der Turbolader-Hersteller Accelleron oder die Immobilienfirma Plazza. «Alle diese Papiere gingen weg wie warme Weggli», sagte ein Händler.
Immobilien sind bei sinkenden Zinsen «The Name of the Game», sagt Bösl. «Wenn die Zinsen sinken, fliesst sehr viel Geld in den Sektor.» Das Emissionsvolumen der inländischen Real Estate Emittenten sei im Jahresvergleich um rund 800 Millionen auf 1,8 Milliarden Franken gestiegen.
In diesem Sektor sei zudem Nachhaltigkeit (ESG) zum Standard geworden. Praktisch alle Immobilienfirmen begäben grüne Anleihen, sagt Bösl. Thöny beziffert ihren Anteil am Emissionsvolumen auf rund zehn Prozent.
Aussichten für 2025 nicht mehr ganz so günstig
In anderen Sektoren verschafften verschaffen grüne Anleihen aber keinen Vorteil. Sie handelten auf den gleichen Spread-Niveaus wie herkömmliche Anleihen. «Investoren sehen sich lieber das Unternehmen als Ganzes und dessen CO2-Absenkpfad an und entscheiden dann», sagt Bösl.
2024 habe auch die Emissionstätigkeit bei den Kantonen und Städten zugenommen, was eventuell eine Folge der ausgebliebenen Ausschüttungen der SNB sein könnte, vermutet Bösl.
Auch schlechte Nachrichten konnten dem Boom kein Ende bereiten. Im Juni bezahlte das GZO Spital Wetzikon eine fällig gewordene Anleihe nicht zurück. Doch auch nach dem Bekanntwerden der finanziellen Schwierigkeiten des Wetziker Spitals wurden noch Anleihen über eine Milliarde Franken erfolgreich platziert.
Allerdings werden deren Emittenten im Gegensatz zur GZO für die Grundversorgung wohl als wichtiger taxiert, sagt Thöny. «Der Spitalmarkt ist nicht tot», sagt Thöny. Allerdings sind die Spreads nun höher als vor dem GZO-Ereignis.
Die Aussichten für das neue Jahr 2025 sind nicht mehr ganz so günstig. Zwar dürften die Zinsen noch etwas sinken. Aber dies dürfte zu einem Grossteil bereits eingepreist sein. Ausserdem nähert sich das Zinsniveau wieder dem Bereich von null Prozent.
Dadurch werden andere Anlageklassen wie etwa Immobilien oder Aktien für Investoren wieder attraktiver. Dadurch sinkt die Nachfrage und es dürften 2025 daher auch weniger neue Anleihen aufgelegt werden als 2024.