Grüne fordern Nachtzug-Netz in Europa
Im Schlaf komfortabel reisen, und das ausserdem klimafreundlich: Die Grünen fordern den Aufbau eines europäischen Nachtzug-Netzes bis 2030.
Das Wichtigste in Kürze
- «Attraktive Alternative» zum innereuropäischen Flugverkehr.
Ein solches Netz könne eine «attraktive Alternative» zum europäischen Flugverkehr bieten, heisst es in einem Strategiepapier von Verkehrs- und Europapolitikern der Partei. Im Entfernungsbereich zwischen 1000 und 2000 Kilometern könne der Nachtzug seine Stärken «voll ausspielen».
Die Politiker - Cem Özdemir, Matthias Gastel und Franziska Brantner aus dem Bundestag sowie Michael Cramer aus dem Europaparlament - beklagen in dem Papier, dass das Flugzeug derzeit am schnellsten, grenzüberschreitend vielfach am unkompliziertesten und oftmals auch am günstigsten für Reisende sei. Grund seien bahnfeindliche Rahmenbedingungen, eine verfehlte Verkehrspolitik und kurzsichtige Unternehmensentscheidungen.
Um das zu ändern, schlagen die Grünen-Politiker vor, die Trassenpreise für Nachtzüge zu senken und die Mehrwertsteuer auf grenzüberschreitende Bahntickets abzuschaffen. Die Befreiung von der Mehrwertsteuer auf internationale Tickets gelte schon in 19 europäischen Mitgliedstaaten. Flugtickets sind dagegen nicht mit der Mehrwertsteuer belegt.
Weiter fordern die Grünen, die Subventionierung von Kerosin zu beenden: Airlines zahlen keine Steuer auf den Treibstoff - Bahnunternehmen hingegen Strom- und Ökosteuern. Auch die Subventionierung von Regionalflughäfen gehöre aus Gründen eines fairen Wettbewerbs «schnellstmöglich» beendet.
Die Bundesregierung muss zudem nach Ansicht der Grünen deutlich mehr Geld in den Ausbau des Schienennetzes stecken. Damit ein «einheitlicher europäischer Eisenbahnraum» bald Realität werde, müsse das europäische Schienennetz zudem in den kommenden zehn bis 15 Jahren vollständig mit dem elektronischen Zugsteuerungssystem ETCS ausgerüstet werden. Die Politiker fordern, zwei Milliarden Euro pro Jahr in die Digitalisierung des deutschen Bahnnetzes zu investieren.
Dass Nachtzüge trotz widriger Umstände eine Zukunft haben und Bahnunternehmen damit sogar Geld verdienen können, zeigt für die Grünen das Beispiel der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Sie betreiben auch seit mehr als zwei Jahren einen Grossteil des zuletzt von der Deutschen Bahn bedienten Nachtzug-Netzes.
«Mit modernisiertem und neuem Wagenmaterial gewinnen die ÖBB neue Fahrgäste und weisen den Weg in die Zukunft des Nachtreiseverkehrs auf Schienen», heisst es in dem Papier. Auch in Schweden komme etwas ins Rollen - die Regierung schreibe Nachtzugverbindungen von Schweden nach Deutschland aus, nachdem die Fahrgastzahlen dort in den Nachtzügen gestiegen seien. Der Grund: Das Netz sei konsequent neu auf die Kunden ausgerichtet worden.