Immer mehr Zentralbanken arbeiten an eigenen Digitalwährungen
Zentralbanken arbeiten an eigenen Digitalwährungen. Liegt die Ursache beim starken Wachstum des Kryptowährungen-Markts?
Das Wichtigste in Kürze
- Zentralbanken arbeiten auf Hochtouren an der Entwicklung von Digitalwährungen.
- Auslöser sei unter anderem das starke Wachstum des Kryptowährungen-Markts.
- Länder wie Nigeria und die Bahamas sind bereits im Besitz ihrer eigenen Digitalwährung.
Die Pläne von Zentralbanken für eigene Digitalwährungen sind im vergangenen Jahr weiter vorangekommen. Mittlerweile beschäftigen sich laut einer BIZ-Umfrage neun von zehn Notenbanken weltweit mit dieser Thematik. Über die Hälfte von ihnen habe Experimente durchgeführt oder entwickle derzeit gar eine eigene Digitalwährung. Auch die SNB hat mit einer Digitalwährung experimentiert.
In einer Umfrage bei 81 Zentralbanken gaben gut ein Viertel der Befragten an, an der Entwicklung einer Zentralbank-Digitalwährung zu arbeiten. Das schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in einer am Freitag veröffentlichten Studie.
Wachstum des Kryptowährungen-Markts
Vor Jahresfrist waren es erst 14 Prozent gewesen. Weitere 62 Prozent führten Experimente oder Machbarkeitsstudien durch.
Angetrieben wurden die Notenbanken bei ihrer Beschäftigung mit Zentralbank-Digitalwährungen auch durch das starke Wachstum des Kryptowährungen-Markts im vergangenen Jahr. Diese Entwicklung habe auch zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken bezüglich Überwachung und Regulierung von Kryptoassets gefördert.
Nigeria lancierte bereits eigene Digitalwährung
Eine eigene Digitalwährung hat im vergangenen Jahr Nigeria mit dem «eNaira» lanciert. Bereits 2020 hatten die Bahamas den digitalen «Sand Dollar» ausgegeben. Pilotversionen eigener Digitalwährungen hatten im vergangenen Jahr zudem China («e-CNY») sowie die ostkaribischen Länder («DCash») lanciert.
Weitere Digitalwährungen dürften folgen: In der BIZ-Umfrage bezeichneten es 68 Prozent der Notenbanken als möglich, eine eigene CBDC zu lancieren. Wie schon im Vorjahr bezifferten Notenbanken aus Entwicklungsländern die Wahrscheinlichkeit höher als solche aus den entwickelten Ländern.
Bezüglich der Motive für die Entwicklung von CBDC verwiesen Währungshüter aus Entwicklungsländern auf die Verfügbarkeit von Finanzdienstleistungen für breite Bevölkerungsschichten. Dagegen stand für Notenbanken aus Industrieländern stärker die Effizienz von Inlandszahlungen, aber auch die Finanzstabilität im Vordergrund.
Auch die Schweizerische Nationalbank machte Experimente
Im Fokus einer Mehrheit der Zentralbanken stehe derzeit die Entwicklung einer für breite Bevölkerungsschichten verfügbaren Digitalwährung. Eine sogenannte «Retail-CBDC», dies im Gegensatz zu einer nur für Finanzinstitute zugänglichen Digitalwährung («Wholesale-CBDC»). Entsprechend seien auch die Arbeiten an solchen «Retail-CBDC» weiter fortgeschritten.
Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte 2020 und 2021 Tests mit einem eigenen Digitalgeld durchgeführt. Die Experimente sollten die Machbarkeit einer solchen CBDC beweisen sowie grenzüberschreitende Zahlungen mit Frankreich testen.
Gibt es bald einen digitalen Euro?
Bei den Versuchen der SNB ging es allerdings um eine auf Finanzinstitute beschränkte «Wholesale-CBDC». SNB-Vertreter äusserten sich dagegen immer wieder skeptisch gegenüber einer breit einsetzbaren Retail-CBDC. Zudem betonten sie wiederholt, dass die Nationalbank keine konkreten Pläne für die Einführung einer CBDC habe.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im vergangenen Jahr bekannt gegeben, eine zweijährige Untersuchungsphase für einen digitalen Euro zu starten. Ein solcher könnte frühestens 2026 starten.