Indirekte Kriegsfolgen für Schweizer Firmen grösser als direkte
Die indirekten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind für die Schweizer Wirtschaft bedeutender als die direkten Folgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2021 sei Russland beim Güterhandel auf Rang 23 der wichtigsten Handelspartner der Schweiz gelegen.
Die indirekten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind für die Schweizer Wirtschaft bedeutender als die direkten Folgen. Die direkten Auswirkungen der Russland Sanktionen auf die bilateralen Handelsbeziehungen sind für die Schweizer Exportwirtschaft und den Finanzplatz gemäss dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse eher gering.
Das bilaterale Handelsvolumen mit Russland belief sich auf insgesamt 4,7 Milliarden Franken. Von diesem Gesamtvolumen betrugen die Schweizer Güterexporte nach Russland 3,4 Milliarden und die Importe 1,3 Milliarden Franken, wie aus dem Economiesuisse-Dossier zu den Folgen des Ukraine-Kriegs hervorgeht, das am Freitag veröffentlicht wurde. Die Schweiz importierte vor allem Edelmetalle aus Russland.
Im Vergleich zum bilateralen Güterhandel ist das Volumen bei den Dienstleistungen deutlich geringer. Im Jahr 2020 betrugen die Schweizer Dienstleistungsexporte nach Russland 2,3 Milliarden und die Importe aus Russland 0,9 Milliarden Franken.
Die Schweizer Direktinvestitionen in Russland lagen Ende 2020 bei 27,8 Milliarden Franken. Schweizer Firmen beschäftigten vor Ort im selben Jahr über 39'000 Mitarbeitende.
Noch geringer sei der Direkthandel mit der Ukraine, der sich aber in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt habe, schrieb Economiesuisse. 2020 lag die Ukraine als Handelspartnerin der Schweiz auf Platz 64. Ein Jahr später, im 2021, stieg das Handelsvolumen um knapp 13 Prozent auf 831 Millionen Franken und damit auf einen neuen Höchstwert.
Anders als bei Russland sei der Dienstleistungshandel aus der Ukraine in die Schweiz im Vergleich zum Güterhandel viel wichtiger, hiess es. Die Schweiz ist gemäss den letzten verfügbaren Zahlen die drittwichtigste Importeurin ukrainischer Dienstleistungen. Die Schweiz ist mit 2,7 Milliarden zudem die viertwichtigste Investorin in der Ukraine.
Der Krieg hat die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und der Ukraine in hohem Masse beeinträchtigt. Aufgrund der aktuellen Situation mussten Firmen die Produktion vor Ort einschränken oder ganz stoppen. Der Import und Export ist in gewissen Fällen aufgrund des Kriegs und von Logistikproblemen nicht mehr möglich. Die spezifischen Auswirkungen variieren je nach Firma.
Auch wenn die direkten Auswirkungen der Sanktionen für die Schweizer Wirtschaft eher gering seien, so verursache der Krieg indirekt grosse Probleme sowohl für die Schweizer Wirtschaft als auch die Weltwirtschaft, schrieb Economiesuisse. «Er verschärft die bereits vorhandenen Lieferengpässe, was wiederum die Beschaffung und Produktion gewisser Produkte wie Computerchips, Autos oder Baumaterialien erschwert und verteuert.»
Sowohl Russland als auch die Ukraine seien zum einen wichtige Energie- und Lebensmittelexporteure, zum anderen kommen wichtige Industrierohstoffe wie ein Grossteil der weltweiten Nickel- und Palladiumproduktion aus Russland.
Die Ukraine ihrerseits sei weltweit der grösste Neon-Produzent. Ebenso wurden für die Industrie relevante Metalle wie Eisen, Stahl, Aluminium, Kupfer, Platin oder Titan in den beiden Ländern produziert. Wegen der Preisvolatilität für diese Rohstoffe herrsche bei vielen Industriebetrieben grosse Planungsunsicherheit.
Verschiedene Staaten haben zudem den Import von russischem Erdöl und Erdgas reduziert oder diskutieren solche Schritte. «Auch für die Schweiz ist die Energieversorgung im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg eine Herausforderung», schrieb Economiesuisse.