IWF rechnet mit Schrumpfen der Weltwirtschaft um drei Prozent
Wegen der Coronavirus-Pandemie befürchtet der Internationale Währungsfonds (IWF) die tiefste Rezession der Weltwirtschaft seit knapp einem Jahrhundert: Die IWF-Ökonomen rechnen für 2020 mit einem Schrumpfen der Wirtschaft um drei Prozent.
Das Wichtigste in Kürze
- Noch stärkerer Rückgang in den USA erwartet - China kommt glimpflich davon.
Es bestehe sogar das «erhebliche Risiko», dass die Rezession am Ende noch schlimmer ausfallen könnte, hiess es in einer am Dienstag in Washington veröffentlichten Prognose des IWF.
Wenn es gelänge, die Pandemie einzudämmen und im zweiten Halbjahr 2020 die wirtschaftliche Aktivität nach und nach wieder hochzufahren, könnte die Weltwirtschaft dann allerdings im Jahr 2021 wieder ein Wachstum von 5,8 Prozent verzeichnen, heisst es in dem Bericht weiter.
Sollten die Eindämmungsmassnahmen länger andauern oder käme es im kommenden Jahr zu einem zweiten Virusausbruch, könnte die prognostizierte Erholung laut den IWF-Experten allerdings um bis zu acht Prozent schlechter ausfallen als die aktuelle Prognose.
Die vom IWF als «Grosse Abriegelung» bezeichnete Krise sei die schlimmste seit der Grossen Depression in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Autoren räumten jedoch ein, dass es angesichts der sich derzeit schnell verändernden Situation schwierig sei, eine genaue Prognose zu erstellen.
Da ein Grossteil der Weltwirtschaft wegen der Eindämmungsmassnahmen gegen das neuartige Coronavirus zum Erliegen gekommen ist, warnte der IWF davor, dass aufgrund der «extremen Ungewissheit» über die Stärke der wirtschaftlichen Erholung «ernsthafte Risiken eines schlechteren Ergebnisses» bestünden.
Für die USA, die grösste Volkswirtschaft der Welt, sagt der IWF für 2020 ein Schrumpfen des Bruttoninlandsproduktes um 5,9 Prozent voraus. Für 2021 wird dort dann wiederum ein Wachstum von 4,7 Prozent erwartet.
Vergleichsweise glimpflich kommen vermutlich die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde davon: China, wo das Coronavirus zuerst ausgebrochen war, wird ein Wachstum von 1,2 Prozent prognostiziert. Für die Volksrepublik wäre das dennoch das geringste Wachstum seit vier Jahrzehnten. Für Indien rechnen die Ökonomen mit einer Wachstumsrate von 1,9 Prozent.
«Das aufstrebende Asien wird voraussichtlich die einzige Region mit einer positiven Wachstumsrate im Jahr 2020 sein, wenn auch mehr als fünf Prozentpunkte unter dem Durchschnitt des vorangegangenen Jahrzehnts», heisst es im IWF-Bericht.
Wesentlich schlechter sind die Prognosen für Europa: Die französische Regierung rechnet mit einem Einbruch der Wirtschaft um acht Prozent, wie Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Dienstag sagte.
In Grossbritannien rechnet die Finanzaufsichtsbehörde OBR mit einem wirtschaftlichen Rückgang von 13 Prozent, falls die Corona-Ausgangsbeschränkungen drei Monate lang andauern. Ein solcher Einbruch im Jahr 2020 würde «jeden der jährlichen Rückgänge rund um die Weltkriege oder während der Finanzkrise bei weitem übertreffen», erklärte die Finanzaufsicht.
Auch den Nahen Osten und Nordafrika trifft die Coronavirus-Pandemie mit voller Wucht: In der Region rechnet der IWF mit einem Einbruch der Wirtschaft um 3,3 Prozent, dem grössten seit vier Jahrzehnten. Die Experten gehen unter anderem wegen der fallenden Ölpreise von der schlimmsten Krise seit 1978, als das Wachstum um 4,7 Prozent schrumpfte.