Jeder sechste Burger in der Schweiz ist pflanzlich
Der Bund verschafft eine Übersicht zu Fleischersatzprodukten. Der Markt wächst jedes Jahr kräftig. Noch sind pflanzliche Würste, Schnitzel und Co. eine Nische.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Detailhandel hat 2020 mit Fleischersatzprodukten 117 Mio. Umsatz gemacht.
- Jedes sechste verkaufte Burger-Patty ist pflanzlich.
- Fleischersatzprodukte kommen auf einen Marktanteil von 2,3 Prozent.
Ob beim Detailhändler oder Discounter: Fleischersatzprodukte gibt es heute überall. Das Geschäft laufe gut, heisst es. Umsatzzahlen wollen Coop, Migros und Co. aber nicht nennen.
Einblick in das Business mit Tofu, Seitan und Vegi-Burgern bietet jetzt erstmals eine umfassende Studie des Bundesamts für Landwirtschaft. Kurzzusammenfassung: Der Rubel rollt.
Letztes Jahr haben die Schweizer Detailhändler 117 Millionen Franken mit Fleischersatzprodukten umgesetzt. Der Umsatz hat sich damit innert vier Jahren verdoppelt.
Im europäischen Vergleich geben Schweizer mit 11,50 Euro pro Kopf am meisten für Fleischersatzprodukte aus. Die Studienautoren erklären diesen Effekt durch das höhere Preisniveau. Berücksichtigt man die Verkaufsmenge pro Kopf, liegen hingegen Grossbritannien und die Niederlande vor der Schweiz.
Vegi-Burger laufen prächtig
Besonders gut laufen hierzulande Produkte, die Fleisch imitieren. Etwa pflanzliche Würste, Schnitzel oder Burger. Sie sind für 60 Prozent des Gesamtumsatzes von Fleischersatzprodukten verantwortlich. Am beliebtesten sind bei Schweizer Konsumenten fleischlose Burger. Jedes sechste im Detailhandel verkaufte Burger-Patty ist mittlerweile pflanzlich – obwohl diese im Schnitt 42 Prozent teurer sind als das Fleisch-Pendent.
Wenig überraschend sind die Produkte nicht überall gleich beliebt: Die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten ist bei jüngeren, gutverdienenden und städtischen Haushalten überdurchschnittlich hoch. Zudem gibt es Unterschiede nach Sprachregionen: In der Deutschschweiz werden mehr Fleischersatzprodukte konsumiert als in der Westschweiz.
Die Schweizer Landwirtschaft profitiert vom Trend bisher kaum. Die Rohstoffe für die Vegi-Produkte stammen grösstenteils aus dem Ausland. Potenzial wäre vorhanden: Besonders der Anbau von Lupinen und Acker- und Stangenbohnen würde sich in der Schweiz anbieten.
«Damit die Schweizer Landwirtschaft von diesem Wachstumsmarkt profitieren kann, braucht es einen gesamtheitlichen Blick auf die Wertschöpfungskette von der Produktion der Rohstoffe», kommentieren die Studienautoren. Darum seien entsprechende Initiativen und Investitionen über die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette nötig.
Trotz Nachfrage-Boom: Fleischersatzprodukte sind aktuell noch eine Nische. Gemessen am schweizerischen Fleisch-Gesamtmarkt liegt der Anteil gerade mal bei 2,3 Prozent. Das Potenzial ist allerdings enorm. Mehrere internationale Studien erwarten ein ungebrochenes Wachstum in den nächsten 5 bis 20 Jahren.