Karriere-Mythos: Wer sich weiterbildet, hat kaum bessere Job-Chancen
Das Thema Weiterbildung boomt. Doch haben CAS und Co. wirklich Gewicht? Experten liefern klare Antworten.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer eine Weiterbildung macht, rechnet mit besseren Berufschancen.
- Eine Umfrage zeigt, dass das nicht unbedingt der Fall sein muss.
Auf Plattformen wie Linkedin werden Zertifikate für Weiterbildung wie Erfolge gefeiert. Doch sind Weiterbildungen wie «Change Management» bei der Jobsuche wirklich entscheidend? Laut einer Studie des Personalvermittlers «Rundstedt» ist der Wert solcher Abschlüsse begrenzt.
«Diese Abschlüsse sind für den Rekrutierungsentscheid nicht wesentlich. Andere Dinge spielen eine viel grössere Rolle», sagt CEO Pascal Scheiwiller zu SRF.
Faktoren wie Berufserfahrung, Sprachkenntnisse und Alter hätten viel mehr Gewicht als Zertifikate.
Berufserfahrung statt Zertifikate
Bei der SBB wird dies ähnlich gesehen: Stephanie Escher, Leiterin Rekrutierung, erklärt, dass es bei Bewerbungen auf die erworbenen beruflichen Kompetenzen ankommt.
«Wir schauen vor allem darauf, welche Kompetenzen sich jemand in seinem Arbeitsleben angeeignet hat», so Escher. Berufliche Praxiserfahrung schlägt häufig das erworbene Wissen durch Weiterbildungen.
Überangebot an Kursen und Abschlüssen
In den letzten Jahren hat sich der Markt für Weiterbildungen stark ausgedehnt, was sich auf die Bewertung der Abschlüsse auswirkt. Denn mittlerweile gibt es zahllose Module, die ohne grossen Aufwand abgeschlossen werden können. «Diese Inflation hat zur Folge, dass Weiterbildungen nicht mehr so ernst genommen werden», erklärt Scheiwiller.
Die Vielzahl an Kursen hat Folgen: Arbeitgeber können nur schwer einschätzen, welcher Abschluss tatsächlich relevant ist und welcher weniger praxisbezogen bleibt.
Motivation für die Weiterbildung ist entscheidend
Stephanie Escher von der SBB sieht es positiv, wenn Bewerber bei der Weiterbildung echtes Interesse an einem Fachbereich zeigen. «Wenn ich merke, dass jemand an der Materie interessiert war und sich sogar ein Netzwerk aufbauen konnte, sind das für mich wertvolle Indikatoren», erklärt sie.
Ein reines Aufpolieren des Lebenslaufs ist dagegen weniger beeindruckend und bleibt bei der Auswahl oft unberücksichtigt.
Fazit: Praxiserfahrung ist am wichtigsten
Scheiwiller fasst die Relevanz von Weiterbildungen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt so zusammen: «In der Schweiz sucht man sehr stark diejenigen Profile, die in der gleichen Funktion in der gleichen Branche mit den gleichen Aufgaben erfolgreich gearbeitet haben.»
Zwar können Zusatzqualifikationen das Profil stärken, doch sie ersetzen nicht die Praxisjahre und Erfahrung in der Berufswelt.