Lufthansa wächst wegen Engpässen bei Flughäfen und Flugsicherung langsamer
Die Lufthansa kann nach eigenen Angaben wegen Engpässen an Flughäfen und bei der Flugsicherung nicht so schnell wachsen wie gewünscht.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehr Reserveflieger und mehr Mitarbeiter sollen für «stabile Abläufe» sorgen.
Die Zahl der verfügbaren Sitze im Sommer solle nur noch um 1,9 Prozent steigen - halb so viel wie das Unternehmen zuvor angepeilt hatte, teilte Europas grösste Airline mit. Der Luftverkehr wachse seit Jahren überproportional: «Die Investitionen und die Modernisierung der Infrastruktur halten mit diesem Tempo nicht mit», sagte Konzernchef Carsten Spohr.
«Wir sind davon überzeugt, dass wir in Europa kein blindes Wachstum um jeden Preis, sondern ein qualitatives Wachstum brauchen», sagte Spohr am Donnerstag weiter. «Das heisst, die Infrastruktur muss mit der Nachfrage wachsen.»
Laut Spohr werden ein Drittel der Verspätungen durch die Flugsicherung, ein Drittel durch die Infrastruktur und ein Drittel von den Airlines selbst verursacht. Um zumindest die durch die Fluggesellschaft zu verantwortenden Verspätungen zu reduzieren, habe die Lufthansa die Zahl der Reserveflugzeuge auf 35 verdoppelt und 600 zusätzliche Mitarbeiter abgestellt, «um stabile Abläufe zu gewähren». Die Flugpläne beinhalten demnach mehr Puffer. «So können wir vermeiden, dass sich Verspätungen durch den ganzen Tag ziehen.»
Jedoch: «Insgesamt sind die Signale, die uns von der Flugsicherung erreichen, besorgniserregend», sagte Spohr. Die Wachstumsprognosen allein für den deutschen Luftverkehr sähen 2,3 Prozent mehr Flüge für den Sommer 2019 voraus. «Aber wir hören von der DFS, dass die Personalkapazitäten der Flugsicherung dafür nicht ausreichen werden, sondern im Gegenteil sogar zurückgehen.»
Hier müsse dringend Abhilfe geschaffen werden, forderte der Lufthansa-Chef: «Kurzfristig durch den flexibleren Einsatz von Fluglotsen, langfristig durch mehr Automatisierung und europaweite Standardisierung.» Ausserdem müssten die Flughäfen in moderne Technologie für Sicherheitskontrollen investieren.
Für Lufthansa war das vergangene Jahr ein «finanziell erfolgreiches Jahr», wie Spohr sagte. Der Umsatz der Gruppe stieg vergangenes Jahr um sechs Prozent auf 35,8 Milliarden Euro.
Der Nettogewinn sank auf 2,2 Milliarden Euro, acht Prozent weniger als 2017. Doch Spohr zeigte sich erfreut, dass der Konzern die deutlich gestiegenen Kosten für Treibstoff, Verspätungen und Flugausfälle «weitgehend kompensiert» habe. Lufthansa wendete dafür 518 Millionen Euro auf - 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Integration von Teilen der Flotte der Pleite-Fluglinie Air Berlin kostete nochmal 170 Millionen Euro.
Die Konzernflotte wuchs um 35 auf 763 Flugzeuge zum Jahresende 2018. Am Mittwoch hatte Lufthansa zudem den Kauf von 40 weiteren Langstreckenfliegern angekündigt, die mittelfristig einen Teil der Airbus A380 ersetzen sollen.