Manor kämpft an vielen Fronten gleichzeitig
Das Wichtigste in Kürze
- Manor hat mehreren Dutzend Filialleitern gekündigt.
- Die grösste Warenhauskette der Schweiz macht immer weniger Umsatz.
- Um dem Trend entgegenzusetzen, wird der Online-Kanal massiv ausgebaut.
Schocknachricht aus dem Detailhandel: Die Warenhaus-Kette Manor stellt dutzende Kader-Mitarbeiter frei, wie Nau heute exklusiv berichtete.
Bis zu 40 Filialleiter sind betroffen. Darunter Mitarbeiter, die jahrzehntelang für das Unternehmen tätig waren und kurz vor der Pension stehen. Gemäss Insidern werden sie durch günstigere Store-Manager ersetzt.
Noch schweigt das Basler Warenhaus zu den Vorgängen. Manor will sich zum Fall erst heute Nachmittag um 16 Uhr offiziell äussern.
Manor muss Prestige-Filiale schliessen
Klar ist: Die grösste Schweizer Warenhaus-Kette mit 9500 Angestellten erlebt stürmische Zeiten. Ende Januar muss das Unternehmen den Flagship-Store an der Bahnhofstrasse in Zürich schliessen. Betroffen sind 290 Manor-Angestellte und 190 Mitarbeiter von eingemieteten Firmen.
Hintergrund ist ein jahrelanger Streit mit der Vermieterin Swiss Life. Die Versicherung wollte den Mietzins verdreifachen, von 6 auf 19 Millionen Franken. Swiss Life argumentierte, dass der Vertrag über 30 Jahre alt sei und der Zins darum nicht mehr marktgerecht.
Manor kämpfte bis zum Schluss, wollte dem Lebensversicherer die Liegenschaft für 535 Millionen Franken abkaufen. Das Angebot wurde abgelehnt.
Immer weniger Umsatz
Mit dem beliebten Standort verliert die Warenhaus-Kette nicht nur eine Vorzeige-Filiale, sondern auch Umsatz. Manor-Chef Jérôme Gilg sprach bei der Ankündigung der Schliessung von einem zweistelligen Millionenbetrag.
Die Umsätze des Konzerns gehen seit Jahren zurück. Noch 2010 setzte Manor rund drei Milliarden Franken um. Aktuelle Zahlen fehlen – Insider gehen davon aus, dass der Erlös mittlerweile eine halbe Milliarde tiefer liegen dürfte.
Geschrumpft sind auch die Verkaufsstellen. Vor zehn Jahren gab es noch 70 Manor-Warenhäuser, heute sind es noch 60.
Manor ist freilich nicht die einzige Warenhaus-Kette, die am Kämpfen ist. Auch die Rivalen Coop City und Globus mussten in den letzten Jahren happige Umsatzeinbussen hinnehmen. Globus will Mutterkonzern Migros gar abstossen.
On- statt Offline
Das Konsumverhalten der Schweizer ändert sich. Immer öfters wird im Netz statt im Laden eingekauft. Das zeigen etwa die gestern publizierten Zahlen von Digitec Galaxus. Der grösste Schweizer Onlinehändler hat letztes Jahr zum ersten Mal über eine Milliarde Franken umgesetzt.
Das weiss man auch bei Manor. Vergleichsweise früh hat das Warenhaus einen Onlineshop lanciert, allerdings den Kanal lange stiefmütterlich behandelt. Firmenchef Gilg – erst seit 2019 im Amt – hat angekündigt, das Internetgeschäft rasch ausbauen zu wollen. In fünf Jahren will er jeden fünften Franken im Netz erwirtschaften.
Beispiel für diese Transformation ist die Click&Collect-Filiale, welche nächsten Monat am Zürcher Hauptbahnhof eröffnet wird. Hier können Kunden Online-Bestellungen abholen oder retournieren.