Martin Luchsinger fordert ein fortschrittliches Zürich

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Zürich,

Alle reden vom digitalen Wandel und technologischen Fortschritt. Der Grünliberale Ex-Gemeinderat Martin Luchsinger will, dass Zürich vorwärtsmacht.

Martin Luchsinger ist seit März 2018 Departementssekretär im Finanzdepartement der Stadt Zürich.
Martin Luchsinger ist seit März 2018 Departementssekretär im Finanzdepartement der Stadt Zürich. - Stadt Zürich

Das Wichtigste in Kürze

  • Wie kann die Stadt Zürich von der Digitalisierung profitieren?
  • Gemeinderat Martin Luchsinger forderte 2016 eine Smart-City-Strategie.
  • Nun wird seine Vision Realität: Ende Jahr soll das Konzept stehen.

An der Gemeinderatssitzung vom 31. August 2017 wurde die Motion von Martin Luchsinger, damaliges Mitglied des Zürcher Gemeinderats, diskutiert. Sie fand eine Mehrheit - der Stadtrat muss innert zwei Jahren einen Plan ausarbeiten. Kurz vor der entscheidenden Sitzung hatte tsüri.ch mit ihm gesprochen.

Was verstehen Sie unter dem Begriff «Smart City»?

Für mich bedeutet Smart City, dass man mit verschiedenen Mitteln versucht, eine Stadt intelligenter zu machen. Mit neuen Technologien können soziale, wirtschaftliche und ökologische Anliegen intelligent miteinander verknüpft und vorwärts gebracht werden.

Gibt es bereits Städte, welche so organisiert sind?

In Europa sind Barcelona und Amsterdam, aber auch Wien und Kopenhagen am fortschrittlichsten. Weltweit ist Singapur sicher führend, wobei dies auch mit der zentralistischen Struktur des Staates zu tun hat.

Zürich soll eine Smart City werden - Keystone
Zürich soll eine Smart City werden - Keystone - Community

Vom Stadtrat fordern Sie nun eine Smart-City-Strategie für Zürich. Wie könnte diese aussehen?

Wir haben die Motion extra breit formuliert und wollen damit der Stadt die Möglichkeit geben, mit den verschiedenen Involvierten die passendste Strategie entwickeln zu können. Meiner Meinung nach soll Zürich die Smart-City-Strategie bürgerorientiert aufbauen. Zum Beispiel können die Haushalte die benötigte Energie effizient untereinander aufteilen oder das Gesundheitswesen so weiterentwickelt werden könnte, dass ältere Leute länger in ihren Wohnungen bleiben können.

Könnte der Verkehr von einer Smart-City-Strategie profitieren?

Klar, die Trams und Busse werden mit Sensoren ausgestattet, die den Zustand der Strasse beurteilen. Wenn man weiss, dass etwas kaputt geht, kann schneller und günstiger reagiert werden. Zusätzlich könnten Tram und Bus Verkehrsdaten sammeln, wovon wiederum die Stadtplanung profitieren kann. Das Potenzial in den verschiedenen Bereichen ist riesig!

In Ihrem Vorstoss erwähnen Sie das «Internet Of Things». Inwiefern kann dies die Stadt der Zukunft prägen? Haben Sie Beispiele?

Es ist noch nicht klar, wo Sensoren angebracht werden sollen und wie die gesammelten Daten miteinander in Verbingund gebracht werden. Da müssen wir unbedingt noch über den Datenschutz sprechen. Wenn wir uns jetzt damit befassen können wir sicherstellen, dass die Stadt die Kontrolle über die Entwicklung hat und den Prozess nach den eigenen Bedürfnissen gestalten kann. Wir müssen uns rechtzeitig eine umfassende Expertise aneignen.

Für ein solches Unterfangen müssten Unmengen Daten gespeichert werden. Wie kann deren Sicherheit gewährleistet werden?

Wir wollen keine personalisierte Daten der Bürger. Wenn das Tram den Strassenzustand überwachen kann, dann sind das Zustandsmeldungen und für die Menschen harmlos und sogar nützlich. Da wo Daten der Bürger gebraucht werden, sollen natürlich die Bürger die Kontrolle haben und die Grundlagen des Datenschutzes müssen sichergestellt werden.

Was würde sich in der Politik und der Verwaltung in einer Smart City ändern?

Die zuständigen Stellen in der Verwaltung müssen sich überlegen, wie sie mit der Digitalisierung gewisse Abläufe effektiver machen können. Als erstes, das ist meine Hoffnung, brauchen wir einen starken Smart-City-Verantwortlichen, der sich um das Konzept und die Strategie der Stadt kümmert. Die Idee ist, dass Abläufe schneller und günstiger werden können.

Und was ändert sich für die Bewohnerinnen der Stadt?

Die Interaktion und der Dialog mit der Stadt soll einfacher werden, vor allem auch auf mobilen Geräten. Wir haben zwar heute schon digitale Schalter, doch die Anliegen gelangen noch immer zu Sachbearbeitern. Barcelona beispielsweise hat die virtuellen Schalter bereits vollständig digitalisiert, wodurch alles schneller und günstiger wird. Grundsätzlich soll die Lebensqualität der Stadtbewohner dank technologischem Fortschritt erhöht werden.

Und abgesehen vom digitalen Kreisbüro?

Denkbar ist eine Plattform, die mir, wenn ich das Haus verlasse, den aktuell schnellsten Weg zur Arbeit zeigen kann. Soll ich das Auto nehmen? Den Bus? Das Velo? Wenn es irgendwo staut oder eine Baustelle den Weg blockiert, dann kann ich das rechtzeitig wissen und mich anpassen.

Ist eine Smart-City-Strategie für Zürich unerlässlich oder ein Nice-To-Have?

Für mich ist es unerlässlich. Ich beschäftige mich seit vier Jahren damit und möchte nicht mitansehen, wie Zürich den Anschluss verpasst. Die ganze Welt spricht von der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Gerade in wirtschaftlichen und sozialen Fragen ist es zentral, dass wir da mitziehen.

In welchem Zeitraum ist die Erarbeitung und Umsetzung in Zürich möglich?

Wenn der Vorstoss am Mittwoch im Gemeinderat eine Mehrheit findet, hat der Stadtrat zwei Jahre Zeit, einen konkreten Plan zu präsentieren. Ich hoffe aber, dass es schneller geht und die Strukturen und Verantwortlichen rasch eingesetzt werden.

Die Stadt müsste wohl mir privaten Unternehmen zusammen arbeiten, um dies umzusetzen. Welche kommen da in Frage?

Da gibt es sicher ein paar, die international schon einige Erfahrungen gesammelt haben. Sowieso arbeitet Zürich schon heute mit dem einen oder anderen zusammen. Es ist aber wichtig, dass wir nicht nur auf Technologieunternehmen zielen, sondern auch mit Verbänden und Bürgerinitiativen zusammen arbeiten. Schliesslich geht es um die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.

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