Mit «Window Dressing» hübschen Börsenprofis ihr Portfolio auf

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Zürich,

Wenn das Kalenderjahr sich dem Ende zuneigt, folgt an der Börse häufig ein bewährtes Ritual: das sogenannte Window Dressing.

Schweizer Börse
Viele Fonds machen ihr Portfolio optisch attraktiver, indem sie sich von Verlustbringern trennen und Börsenstars kaufen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/EPA EFE/MARISCAL

«The same procedure as every year.» Neigt sich das Kalenderjahr dem Ende zu, gibt es auch an der Börse ein festes Ritual: das sogenannte Window Dressing. Oft schon ab Ende November machen viele Fonds ihr Portfolio optisch attraktiver, indem sie sich von Verlustbringern trennen und Börsenstars kaufen.

Das Ziel der Übung: Auf diese Weise finden sich zum Jahresende Aktien in den Anlegerdepots wieder, die sich über das gesamte Jahr gesehen überdurchschnittlich entwickelt haben. Die grössten Verlierer werden hingegen spätestens zum Stichtag hin verkauft, um diese Positionen nicht im Jahresbericht ausweisen zu müssen.

«Dass das geschieht, ist ein offenes Geheimnis», sagt ein erfahrener Experte im Gespräch mit AWP. «Nur zugeben würde es keiner.» Denn wer zeige schon gerne einen Fonds vor, der zwei oder gar drei der grössten «Jahresverlierer» im Portfolio hat?

Jahresend-Effekt

Dieser Effekt führt dazu, dass die Kurse vieler gut gelaufener Aktien zum Jahresende hin nochmal ansteigen, weil einige Fondsmanager die Aktien vor dem Stichtag noch kaufen. Die Verlierer wiederum werden zum Jahresende hin kurzfristig entfernt und müssen erneut Kursverluste hinnehmen, ohne dass dies fundamentale Gründe hat.

Solche kosmetischen Portfoliokorrekturen kommen verstärkt in guten Börsenjahren vor – und sie sind legal. Gleichwohl währt der Effekt dieser Massnahme, gut laufende Aktien ins Depot aufzunehmen, nur kurzfristig.

Denn meist verkaufen die Fondsmanager die neu hinzugekauften Aktien zu Jahresbeginn wieder – mit entsprechenden Abgaben in diesen Papieren. Der Ausstieg erfolgt oft bis Mitte Januar, zumal bis dahin die über die Weihnachtsfeiertage generell deutlich abflauende Börsenliquidität zurückkehrt.

Kleinanleger aufgepasst

Für den Kleinanleger lohnt es sich daher, die Berichte der eigenen Fonds genauer zu studieren und dabei speziell auch auf die Anpassungen am Jahresende einen Blick zu werfen. Und wer in Einzelaktien investiert, könnte versuchen, sich an die «Dezember-Regel» zu halten.

Diese besagt, dass Aktien, die von Januar bis November besonders gut gelaufen sind, oft auch im Dezember überdurchschnittlich gut abschneiden. In einem guten Börsenjahr kann es sich also auszahlen, in den letzten vier Wochen des Jahres auf genau diese Gewinner zu setzen.

Im Gegenzug kann es sich durchaus lohnen, Ende Dezember die grössten Verlierer des Jahres zu kaufen. Denn wenn der Window-Dressing-Effekt verpufft, steigen die Notierungen der zum Jahresende verschmähten «sauren Gurken» ab Anfang Januar oft wieder deutlich.

Schaufensterputz an der Schweizer Börse

Auch dieses Jahr deuten die Entwicklungen an der Schweizer Börse darauf hin, dass der «Schaufensterputz» durchaus wieder durchgeführt wurde. Im SMI Expanded, der die 50 höchstkapitalisierten Titel des hiesigen Aktienmarktes enthält, wurde so die Position der grössten Gewinner in den letzten vier Wochen zementiert.

Lonza, Swiss Re, Holcim, Belimo und SGS legten auf Jahressicht alle um bisher mehr als 25 Prozent zu. In den letzten vier Wochen gewannen die genannten Papiere erneut – dem negativen Gesamttrend an der Börse zum Trotz. Bei Richemont (plus 19 Prozent in 2024) kam gar der Grossteil der Jahresperformance im Endspurt zusammen.

Vor allem wollte es auch niemand verpassen, sich den Börsendebütanten Galderma ins Nest zu legen. Im März zu 53 Franken ausgegeben, kletterten die Papiere bis dato auf knapp über 100 Franken. Und im Dezember (plus 11 Prozent) fand der Sturmlauf seine Fortsetzung.

Am anderen Ende schmissen Anleger Jahresverlierer wie Adecco (minus 46 Prozent in 2024), Tecan (plus 40 Prozent), Kühne+Nagel (minus 28 Prozent) oder Nestlé (minus 24 Prozent) aus dem Depot. Eine Ausnahme bilden die Papiere des Chipherstellers Ams-Osram, die auf Jahressicht gar 71 Prozent einbüssten, im Dezember aber eine klar positive Bilanz ausweisen.

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