Novartis: Aktien-Verkauf für beiden Unternehmen der richtige Schritt
Roche kauft seine Aktien von Novartis für rund 20,7 Milliarden Franken zurück. Vontobel-Analyst Stefan Schneider spricht von einem guten Deal für beide Seiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Novartis hat sich von ihren Anteilen an der Roche für über 20 Milliarden Franken getrennt.
- Vontobel-Analyst Stefan Schneider analysiert für Nau.ch den Deal.
- Beide Unternehmen und deren Investoren würden von diesem Verkauf profitieren.
Nach mehr als 20 Jahren trennt sich Novartis von seinen Roche-Aktien. Käufer ist der Roche-Konzern selbst, der für den Anteil von rund einem Drittel 20,7 Milliarden Franken auf den Tisch legt. Novartis macht mit dem Verkauf einen Gewinn von rund 12,8 Milliarden Franken. Mit diesem Schritt enden die Spekulationen, die beide Unternehmen seit Jahren begleitet haben.
Die Aktien beider Unternehmen legten am Morgen nach Bekanntgabe des Milliarden-Deals zu. Der Novartis-Kurs gab jedoch im Verlauf des Tages wieder nach, der Gewinn war am frühen Nachmittag wieder verpufft. Die Roche-Aktien konnten den Anstieg von rund 2,5 Prozent auch am Nachmittag noch halten.
«Positiv für beide Unternehmen»
«Dieser Schritt ist positiv für beide Unternehmen», sagt Stefan Schneider, Pharma-Analyst der Bank Vontobel auf Anfrage. «Die Frage, wie es weiter gehen soll, war immer offen. Nun treten endlich andere Themen in den Vordergrund.»
Die Trennung der beiden Unternehmen sei auch für Investoren eine gute Nachricht. Während Novartis seine Strategie in den letzten zehn Jahren immer wieder geändert habe, sei sie bei Roche stabil geblieben. «Die Investoren können selber wählen, auf was sie setzen wollen.»
Verkauf passt zur Strategie von Novartis
Der Verkauf der Roche-Anteile passe gut zur neuen Strategie von Novartis. Demnach wolle man jährlich bis fünf Prozent des Börsenwerts in die Übernahme neuer Firmen investieren – aktuell rund 9,5 Milliarden Franken jährlich. Auch wenn dies aktuell auch ohne finanzierbar gewesen wäre, sei der Aktien-Deal trotzdem richtig.
Es gebe aus Sicht von Novartis nur «ein Haar in der Suppe»: Als Letztes hatte die Konzern-Führung mitgeteilt, man wolle die Aktien nicht zu Discount-Preisen verkaufen. «Doch nun hat man trotzdem genau dies getan.» Allerdings habe der Pharma-Riese auch kaum eine andere Möglichkeit gehabt, um einen besseren Preis zu erzielen.
Roche umgeht Problem von zu hoher Liquidität
Auch aus der Roche-Perspektive sei der Verkauf durchwegs positiv. Die Investoren hätten wiederholt Bedenken geäussert, dass je nach Szenario, wie Novartis den Verkauf abwickeln würde, der Druck auf die Aktien steigen und sich ihre Situation somit verschlechtern würde. «Diese Bedenken sind jetzt vom Tisch», so Schneider.
So habe auch das Problem abgewendet werden können, dass Roche zu viel Geld anhäufen würde. Mit einer positiven Liquidität in der Bilanz befinde sich der Konzern ausserhalb des Range-Korridors, das das Unternehmen selbst als Wohlfühlfaktor definiert habe.
Mit einer anstehenden positiven Nettoliquidität hätte sich auch die Frage gestellt, worin das Geld investiert werden soll. «Doch der Roche-Investor mag Akquisitionen nicht besonders. So konnte nun das Problem zumindest wieder hinausgeschoben werden.»
Roche-Familie hält nun über zwei Drittel der Aktien
Auch für die Roche-Erben sei der Milliarden-Deal sinnvoll. Durch die Vernichtung der Aktien steige nun der Anteil des Family-Pools auf über zwei Drittel an. Das sorge für zusätzliche Stabilität beim Erbenpool, was der Börse gefallen sollte. Denn als sich Gigi Oeri aus dem Familien-Pool zurückzog, sorgte dies bereits an der Börse für Verwirrung.
Zu guter Letzt sollte die grössere Gewichtung des Familien-Pools zu einem Angleich der Kurse von Inhaberaktien und Genussscheinen führen. Denn mit den Mehrheitsverhältnissen der Roche-Erben, wie sie sich heute zeigen, habe das Stimmrecht der Inhaber praktisch keinen Wert mehr.