Novartis Entlassungen sind in der Schweiz beispiellos
2150 Entlassungen in den nächsten vier Jahren. Das ist massiv und in der Schweiz beispiellos. Und stösst grösstenteils auf Unverständnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Novartis hat angekündigt über 2000 Angestellte zu entlassen.
- Das ist die grösste Massenentlassung der letzten Jahre, zeigt ein Vergleich.
- Novartis erklärt die Massnahme mit der zu geringen Gewinnmarge.
Der Pharmakonzern Novartis ist mit einem Börsenwert von über 200 Milliarden Dollar die Nummer 63 in der Liste der weltweit grössten Unternehmen. Sie beschäftigt über 135'000 Mitarbeitende rund um den Globus – mehr als die Stadt Bern Einwohner hat.
Wie viel sind 2150 Personen?
Der Pharmariese streicht jeden achten Arbeitsplatz in der Schweiz. 2150 Personen verlieren ihren Job – das sind etwa so viele Menschen, wie in der Berner Gemeinde Wangen an der Aare leben oder in der Lenk BE oder in Scuol GR.
Wer hat wie viele Mitarbeiter entlassen?
«Die Massenentlassung bei Novartis ist sicher die grösste der letzten Jahre», sagt Christian Gusset von der Gewerkschaft Unia zu Nau. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB hat in den letzten Jahren Zahlen von den grössten Jobkürzungen gesammelt. Diese bestätigen: Der Abbau bei Novartis sucht seinesgleichen.
Warum entlässt Novartis Mitarbeiter?
Novartis erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 7,7 Milliarden Dollar, das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Pharmakonzern profitiert von Steuerentlastungen. Novartis hatte versprochen, ab dem Jahr 2020 pro Jahr rund 1 Milliarde Dollar Kosten einsparen zu wollen. Wie? Offenbar mit Jobkürzungen.
Die Begründung von Novartis hat es in sich: Der Abbau sei nötig, damit der Konzern «weltweit wettbewerbsfähig» bleibe und um die Profitabilität zu steigern. Diese ist bereits hoch: Die Betriebsgewinn-Marge liegt bei 31 Prozent (von 100 Franken Umsatz bleiben 31 Franken Gewinn). Doch: Im Schnitt haben Pharmakonzerne eine Gewinnmarge von 35 Prozent – bei Roche sind es gar 43 Prozent. Novartis will also aufholen.
Wie reagiert die Schweiz?
Die Ankündigung ging am Montag etwas unter, auch weil Bundesrat Schneider-Ammann seinen Rücktritt ankündete. Die Öffentlichkeit nahm den Novartis-Abbau mehrheitlich mit Unverständnis entgegen. Milliarden-Gewinne und Massenentlassungen passen für viele nicht zusammen.
Der Aargauer SP-Nationalrat Cédric Wermuth fordert eine Teilverstaatlichung von Pharma-Konzernen.
Der Aargauer Regierungsrat ist ebenfalls nicht erfreut.
Der Bundeshaus-Redaktor der Basler Zeitung, Dominik Feusi, sieht den Grund für den Stellenabbau in den schlechten Qualitätsangebot durch die Personenfreizügigkeit mit der EU.
SRF-Wirtschafts-Journalist Reto Lipp findet die Begründung von Novartis-CEO Vas Narasimhan bemerkenswert.
Auch Gewerkschaften kritisieren den Kahlschlag. Sie fordern nun Lösungen für die über 2000 Entlassenen und Massnahmen von der Politik.
Die Juso Baselland fordert Massnahmen von der Politik. So sagt etwa Co-Präsident Nils Jocher: «Die Steuersenkungen für Unternehmen haben zu einschneidenden Abbaumassnahmen in allen Bereichen geführt. Dass jetzt auch noch Stellen abgebaut werden ist eine Ohrfeige für die arbeitende Bevölkerung der Schweiz. Deswegen muss jetzt die Regierung handeln.»