Ökonom: «Das SMI Rekordhoch bringt Herr und Frau Schweizer nichts»

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Olten,

Der SMI befindet sich seit Tagen auf Rekordhoch. Die Börse erwartet, dass die Schweizer Grossunternehmen gut wirtschaften. Profitieren können aber nur wenige.

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Der Swiss Market Index SMI. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der SMI egalisiert seit Tagen Bestmarken. Das zeigt: Der Glaube an ihr Geschäft ist gross.
  • Wirtschaftswissenschaftler Mathias Binswanger relativiert jedoch die Bedeutung.

«Der Swiss Market Index legt heute um 42,4 zu und liegt aktuell bei 10'315 Punkten – ein Plus von 0,4 Prozentpunkten.» So oder ähnlich tönt es, wenn der Nachrichtensprecher jeweils sein Bulletin beendet. Derzeit sind die Meldungen zum SMI «erfreulich», der Index erreicht Höchstwerte – doch was bedeutet das Rekordhoch des SMI eigentlich konkret?

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Der SMI erreicht Rekordwerte. Am Montag erreichte er mit 10'350 Punkten eine neue Bestmarke. - Nau

«Der SMI ist der wichtigste Index in der Schweiz, der durch die international tätigen Grossunternehmen der Schweiz dominiert wird», erklärt Mathias Binswanger. Er umfasst die 20 grössten Aktientitel des Jahres. Prägend sind Nestlé, Novartis und Roche.

Wie der Volkswirtschafts-Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW erklärt, sagt der SMI-Kurs – einfach gesagt – etwas aus über die zukünftigen Gewinnerwartungen dieser Unternehmen.

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Aus welchen 20 Titeln der SMI zusammengesetzt ist, wird jedes Jahr neu berechnet. Die grössten drei Unternehmen sind jedoch immer dieselben. - Nau

Ökonom Binswanger: Herdenverhalten erklärt Börsen-Euphorie

Mathias Binswanger wurde jüngst bei einer NZZ-Umfrage unter Parlamentariern zum einflussreichsten Ökonomen der Schweiz erklärt. Der SMI, aber auch andere wichtige Indices, befinden sich derzeit auf einem Rekordhoch, bestätigt der Makroökonom. «Generell scheinen sich positive Zukunftserwartungen an der Börse durchgesetzt zu haben.»

Mathias Binswanger
Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft der FHNW in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen. - FHNW

Doch: «Den genauen Grund dafür kennen wir nicht, auch wenn dann behauptet wird, das hänge mit Erwartungen einer baldigen Beilegung des Handelsstreits zwischen China und den USA zu tun.» Die Schweiz sei davon jedoch nicht direkt betroffen, so Binswanger. «Da ist auch viel Herdenverhalten dabei.»

Der Anstieg bedeute, dass in der Weltwirtschaft weiter mit erheblichem Wachstum gerechnet werde, sagt der FHNW-Ökonom. Konkret profitieren aber nur wenige: «Topmanager erhalten mehr Bonuszahlungen und einige Aktienbesitzer können Gewinne realisieren.»

Keine Auswirkung auf die Löhne

Kurzfristig hat die Entwicklung der Börse nur wenig mit der Realwirtschaft zu tun, erklärt Binswanger. «Einen Zusammenhang gibt es nur langfristig. Und auch das nicht immer, da die Börse häufiger durch spekulative Blasen dominiert wird.»

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SMI-Kurs am 7. November 2019 im Verlauf über fünf Jahre. - Google

Die Gewinne und Verluste gleichen sich über die lange Sicht meist aus. So würden kurzfristig jene profitieren, die Bonuszahlungen erhalten, die an den Börsenkurs gekoppelt sind. Und natürlich Anleger, welche zu tiefen Preisen gekauft haben und jetzt zu hohen Preisen verkaufen.

«Leider schafft man dieses ideale Timing nur selten», relativiert Binswanger. «Selbst wenn ich jetzt verkaufe, wird das Geld meist an anderer Stelle wieder investiert. Und dort lassen sich solche Erfolge oft nicht wiederholen.»

Die Löhne der Angestellten jener SMI-Firmen sind hingegen nicht an die Entwicklungen an der Börse gebunden. Besitzen sie keine Firmenaktien, können sie nicht vom derzeitigen Höhenflug profitieren. Ökonom Binswanger hält deshalb fest: «Über die realen Zustände von Herr und Frau Schweizer sagt der SMI nichts aus.»

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