Renault streicht weltweit 15.000 Stellen
Der bereits vor der Corona-Pandemie angeschlagene französische Autobauer Renault streicht weltweit rund 15.000 Stellen.
Das Wichtigste in Kürze
- Proteste gegen Wegfall von 4600 Jobs in Frankreich.
«Die Krise zwingt uns zum Handeln», betonte Konzernchef Jean-Dominique Senard am Freitag. Gewerkschaften protestierten scharf gegen den geplanten Abbau von rund 4600 Arbeitsplätzen in Frankreich und gegen die Schliessung eines Werks südlich von Paris.
Insgesamt will der Autohersteller um die Marken Renault, Dacia, Lada und Samsung Motors rund acht Prozent seiner 180.000 Stellen weltweit streichen. Der Sparplan im Umfang von mehr als zwei Milliarden Euro soll demnach in den kommenden drei Jahren umgesetzt werden. Renault-Chef Senard sprach von «schwierigen Entscheidungen».
«Heute zahlen wir den Preis einer Strategie, die auf ein Rekordwachstum des Marktes gesetzt hat», erklärte Renault-Generaldirektorin Clotilde Delbos. Sie übte damit indirekt Kritik an Ex-Konzernchef Carlos Ghosn.
Nach Ghosns Verhaftung in Japan und seiner spektakulären Flucht war die Allianz um Renault und die japanischen Autobauer Nissan und Mitsubishi in Schieflage geraten. Im vergangenen Jahr schrieb Renault erstmals seit zehn Jahren rote Zahlen. Dazu kommen die massiven Absatzeinbrüche in der Corona-Krise.
Der französische Staat als 15-prozentiger Anteilseigner hat Renault eine Kreditbürgschaft von fünf Milliarden Euro zugesagt. Im Gegenzug soll der Konzern mehr Elektroautos bauen und dem deutsch-französischen Batteriezellprojekt beitreten, wie Präsident Emmanuel Macron diese Woche bekannt gab. Berlin und Paris wollen in Konkurrenz zu Asien und den USA Akkus für Elektroautos fertigen. Die französische Opel-Mutter PSA ist an dem Projekt bereits federführend beteiligt.
Beim Stellenabbau will Renault ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen, wie das Management betonte. Geplant seien stattdessen unter anderem Anreize zum freiwilligen Ausscheiden. Zudem sollen freiwerdende Stellen nicht wieder besetzt werden.
Die Gewerkschaft CGT sprach von einer «selbstmörderischen Strategie», die CFDT von einem beispiellosen «Sozialabbau» bei dem Traditionsunternehmen, das die Brüder Louis und Marcel Renault 1899 gegründet hatten.
Insgesamt stehen vier der 14 französischen Werke auf dem Prüfstand. Am Standort Choisy-le-Roi südlich von Paris, der geschlossen werden soll, versammelten sich Dutzende Mitarbeiter zum Protest. Dort stehen 260 Arbeitsplätze auf dem Spiel. In einem anderen Werk in Maubeuge in Nordfrankreich traten die Mitarbeiter in den Ausstand.
In einem weiteren Werk in Flins-sur-Seine nordwestlich von Paris soll die Autoproduktion bis 2024 auslaufen. Das Werk mit bisher 2600 Mitarbeitern soll danach Aufgaben des deutlich kleineren Standorts Choisy-le-Roi übernehmen. Es gehe «um Kostensenkungen, nicht um die Schliessung von Werken», betonte Renault-Chef Jean-Dominique Senard.
Im Ausland verzichtet Renault auf den bisher geplanten Ausbau der Produktion in Rumänien und Marokko. Auch in Russland sollten Kapazitäten «angepasst» werden, hiess es. Renault und seine japanischen Partner Nissan und Mitsubishi hatten zuvor Kostensenkungen bei der Produktion angekündigt. Nissan gab zudem die Schliessung seines Werks im spanischen Barcelona bekannt. Der japanische Hersteller will bis 2023 rund 20 Prozent seiner weltweiten Kapazitäten abbauen.
Ex-Konzernchef Ghosn hatte die Allianz um Renault aufgebaut. Er war im Dezember aus Japan in den Libanon geflüchtet. Die japanische Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, Firmenkapital von Nissan zweckentfremdet und private Verluste auf das Unternehmen übertragen zu haben. Auch in Frankreich laufen Ermittlungen gegen Ghosn.