SAP stellt rund 8 Milliarden Franken zur Verfügung, um ein kleines Unternehmen zu kaufen. SAP tut alles, um den Rivalen Salesforce in Schach zu halten.
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Ein Logo des Softwarekonzerns an der Unternehmenszentrale von SAP. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Softwareunternehmen SAP kauft Qualtrics für 8 Milliarden Franken auf.
  • Es möchte wachsen, um den Konkurrenten Salesforce in Schach zu halten.
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Gut 8 Milliarden Franken für ein Unternehmen mit einem Umsatz von nur rund 400 Millionen Franken: Der Walldorfer Softwareriese nimmt viel Geld in die Hand, um einen US-Konkurrenten in Schach zu halten.

SAP ist weiter auf grosser Einkaufstour. Für das US-Unternehmen Qualtrics legt Europas grösster Softwarehersteller 7 Milliarden Franken auf den Tisch. Dies teilte SAP am späten Sonntagabend in Walldorf mit. Mit der in Euro gerechnet teuersten Übernahme in der Geschichte des Unternehmens will sich SAP weiter stärken, um den schnell wachsenden US-Konkurrenten Salesforce in Schach zu halten und diesen in seinem Stammgeschäft weiter anzugreifen. Salesforce hatte sich erst vor Kurzem den Hersteller Mulesoft für rund 6,6 Milliarden Franken gesichert.

XM-Pionier Qualtrics

Qualtrics zähle zu den weltweiten Pionieren im Software-Bereich Experience Management (XM), hiess es. Qualtrics sammelt Daten zu Kunden, Mitarbeitern, Produkten und Marken. Unter anderem sollen Webseitenbesucher so schneller wiedererkannt werden, um ihnen gezielt Produkte anbieten zu können.

Die zugekaufte Firma erwarte für das Gesamtjahr 2018 über 404 Millionen Franken Umsatz (aktuell rund 350,5 Mio Euro) und zukünftige Wachstumsraten von über 40 Prozent. Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Utah wollte eigentlich bald selbst an die Börse gehen.

Mit acht Milliarden Dollar ist Qualtrics in Dollar gemessen nur etwas billiger als der 2014 gekaufte Hersteller von Reisekostensoftware Concur. Dieser hatte 8,4 Milliarden Franken inklusive Schulden gekostet. Da der Euro damals aber mehr wert war, lag der umgerechnete Kaufpreis unter den jetzigen 8 Milliarden Franken. Diesen will SAP in bar zahlen. Die Finanzierung sei gesichert. Die Übernahme soll im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen sein.

Cloud-Pionier Salesforce

Mit der Übernahme will SAP vor allem das Geschäft mit Unternehmenssoftware in der sogenannten Cloud - also online - stärken. Hier ist derzeit der Rivale Salesforce Branchenprimus. SAP ist der grösste Anbieter von Unternehmenssoftware insgesamt, will den Kaliforniern aber auch in der Cloud zusetzen.

Salesforce wächst hier aber weiter rasant, so dass das 1999 von Konzernchef Marc Benioff gegründete Unternehmen SAP auch künftig beim Gesamtumsatz angreifen könnte. McDermott hat in den vergangenen Jahren zunehmend auf das stark wachsende Cloudgeschäft gesetzt und die Erfolge mit Software für das Management von Kundenbeziehungen und für den Vertrieb (CRM) betont.

Noch sind die Grössenverhältnisse zwischen den beiden Konzernen eindeutig: SAP machte vergangenes Jahr mit Software on- und offline 22,2 Milliarden Franken Umsatz, davon 4,3 Milliarden in der Cloudsparte. Salesforce brachte im Geschäftsjahr 2017/18 (Ende Januar) rund 10,6 Milliarden Franken Umsatz auf die Waage (9 Mrd Euro), davon 9,8 Milliarden Franken mit Software über die Cloud. Salesforce wächst wegen des grösseren Anteils von Cloudsoftware insgesamt weiter schneller als die Walldorfer.

Salesforce-Chef Benioff hat sich zum Ziel gesetzt, 2022 die Hürde von 20 Milliarden Franken Umsatz (17,6 Mrd Euro) zu knacken. SAP hat für das Jahr 2020 derzeit einen Umsatz von bis zu 33 Milliarden Franken (29 Milliarden Euro) im Plan.

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