Schliessung der Continental-Standorte Aachen und Karben beschlossen
Der Aufsichtsrat von Continental hat die Schliessung der Werke in Aachen und Karben beschlossen. Insgesamt werden 2700 Stellen wegfallen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Continental-Aufsichtsrat hat die Schliessung zweier Werke beschlossen.
- Dafür gerät der deutsche Automobilzulieferer in scharfe Kritik.
- Die Umstrukturierung sieht den Abbau von 2700 Arbeitsplätzen vor.
Der Aufsichtsrat von Continental hat zentralen Umbaumassnahmen bei dem Autozulieferer zugestimmt. Damit hat es den Weg für die Schliessung der Werke in Aachen und Karben frei gemacht.
Das Gremium beschloss das Ende des Aachener Reifenwerks bis Ende 2021 sowie der Elektronikfertigung in Karben bis Ende 2024. Die teilte der Konzern am Mittwoch mit. Demnach sollen rund 2700 Arbeitsplätze durch die Schliessungen wegfallen.

Der Aufsichtsrat stimmte nach Konzernangaben darüber hinaus einem geplanten Umbau des Standorts Regensburg zu. 2100 der 7600 dort angesiedelten Arbeitsplätze sind von der «Neuausrichtung» betroffen. Diese Arbeitsplätze sollen nach Unternehmensangaben bis 2024 «entweder verändert, verlagert oder abgebaut werden».
Schmerzhafter Prozess für Continental
Vorstandschef Elmar Degenhart erklärte, er bedauere die Ängste und Sorgen der Beschäftigten. «Wir versuchen mit aller Kraft, die möglichen harten Auswirkungen unserer Pläne auf das Notwendige zu beschränken.» Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sprach von einem schmerzhaften Prozess, «den die Automobilindustrie und wir derzeit und in kommenden Jahren bewältigen müssen». Er zeigte sich überzeugt, dass Continental gestärkt «aus diesem nie da gewesenen Transformationsprozess» hervorgehen werde.

«Die Kapitalseite des Continental-Konzerns hat das rigide Sparprogramm des Vorstands gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter in dem Gremium durchgebracht.» So beklagte sich die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Ihr Vorsitzender Michael Vassiliadis warf dem Konzern vor, die gesamte Mannschaft vor den Kopf gestossen zu haben. Der Aufsichtsrat habe die eigene Unternehmenskultur beschädigt und die betriebliche Mitbestimmung mit Füssen getreten.
2000 Demonstranten gegen Sparpläne
«Unser Ziel ist und bleibt der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen», erklärte Francesco Grioli, Mitglied der Gewerkschaft sowie im Continental-Aufsichtsrat. Es gebe «unzählige Hebel in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen, um intelligent mit Krisen wie dieser umzugehen».

Am Dienstag hatten gut 2000 Mitarbeiter des Zulieferers in Hannover gegen die Sparpläne des Vorstands demonstriert. Gewerkschaften und Betriebsrat übergaben knapp 69'000 Unterschriften an den Vorstand: Sie fordern Alternativen zu Stellenstreichungen. Bei Continental stehen weltweit 30'000 Stellen zur Disposition, 13'000 davon in Deutschland.
Continental will Kündigungen vermeiden
Das nun in zentralen Punkten abgenickte Strukturprogramm bedeute nicht automatisch 30'000 Kündigungen, betonte Degenhart. Entlassungen seien «immer das allerletzte Mittel»; daher würden nun mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen gesucht, Mitarbeiter zu qualifizieren, «zu unterstützen und Beschäftigungsperspektiven zu fördern».
Weiter erklärte der Continental-Chef, sein Konzern könne innerhalb des kommenden Jahrzehnts «erneut Beschäftigung in bedeutendem Masse aufbauen». Der Strukturwandel und die aktuell schwache Konjunkturlage soll in Zukunft ausgeglichen werden können.