Schweizer Plastik-Recycling funktioniert nicht richtig
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz werden nur rund fünf Prozent des gesamten Plastikmüllverbrauchs gesammelt. Der Rest wird als Kehricht verbrannt.
- Nur Wenige sind bereit die Preise der rezyklierten Plastikflaschen zu zahlen.
- Im Sammelgut befinden sich zu viel «dreckiger Kunststoff», der so nicht weiterverarbeitet werden kann.
Das Sandwich, das Hackfleisch oder die Bio-Gurken: Alles wird heute in Plastik verpackt. Die Konsequenz: Rund 150 Kilogramm Plastikmüll fallen pro Jahr in einem vierköpfigen Haushalt an. Recycelt wird aber nur wenig: 18 000 Tonnen pro Jahr, nur rund fünf Prozent des gesamten Plastik-Abfalls, werden von Grossverteilern und ein paar privaten Recycler aus Haushalten gesammelt.
Rezyklierte Plastikflaschen sind zu teuer
Für ein Experiment hat «Kassensturz» Plastiksäcke mit einem Ortungsgerät versehen und entsorgt. Resultat: Ein Müllsack landete beim Recycler Müller in Frauenfeld. Dieser
sortiert das Gesammelte in die unterschiedlichen Kunststoffarten, dann kommt
der Prozess aber ins Stocken. Auch wenn Müller jegliche Technologie vor Ort
hätte, um aus alten neue Plastikflaschen herzustellen, ist niemand bereit den
Preis der rezyklierten Flaschen zu zahlen: Die Rohstoffpreise sind zu tief. Müller muss daher die sortierte Ware ins Ausland verkaufen.
Schleppendes Recycling
Bei anderen Kunststoffrecyclern stapeln sich Wochen-
oder Monatelang Berge an verschiedenen Kunststoffarten. Dort wird behauptet:
Das Recycling sei noch im Aufbau. Man müsse genügend grosse Mengen sammeln,
damit sich der Weitertransport lohne.
Schlechte Plastik-Qualität
Ein weiterer
Grund für das langsame Recycling des Plastikmülls liefert Rainer Bunge,
Co-Autor der Plastikrecycling-Studie «KuRVe», die der Bund in Auftrag gegeben
hat: Im Sammelgut diverser privater Recycler befinde sich zu viel Unrezyklierbares.
Bei dieser schlechten Qualität werden bis zu 70 Prozent verbrannt.
Aufwendig und teuer
Bunge kommt zum Schluss, dass das Plastikrecycling
aufwendig und teuer sei. Zudem: «Der ökologische Nutzen entspricht
dem, wie wenn ich pro Jahr auf 30 Kilometer Autofahren verzichten oder mir ein
Grillsteak verkneifen würde.»
Wer also die Umwelt schonen will, macht wenig Plastikmüll.