SNB verzeichnet riesigen Verlust im ersten Halbjahr
Das Wichtigste in Kürze
- Im ersten Halbjahr 2022 verzeichnet die Schweizerische Nationalbank ein massives Defizit.
- So weist sie ein Minus von 95,2 Milliarden Franken aus.
- Dadurch sind die Ausschüttungen an Bund und Kantone gefährdet.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wies im ersten Halbjahr ein enormes Defizit auf. Die Gründe dafür waren Kursverluste auf Aktien und Zinspapiere.
Die Periode von Januar bis Juni 2022 weist einen Verlust von satten 95,2 Milliarden Franken aus. Im ersten Quartal waren es bereits 32,8 Milliarden, im zweiten Jahresviertel kamen 62,4 Milliarden dazu.
Ganz überraschend kommen die Zahlen nicht – mit hohen Verlusten war gerechnet worden. Allerdings ist die Zahl noch etwas höher, als Ökonomen im Vorfeld geschätzt hatten.
Bei Goldbestand macht SNB Gewinn
Bei den Fremdwährungspositionen im Halbjahr gab es ein Verlust von 97,4 Milliarden. Gleichzeitig gab es auf dem mengenmässig unveränderten Goldbestand einen Bewertungsgewinn von 2,4 Milliarden. Auf den Frankenpositionen erzielte die Notenbank ein kleines Plus von 35,1 Millionen Franken.
Die SNB betonte wie üblich, dass ihr Ergebnis überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen und Kapitalmärkte abhängig ist. Starke Schwankungen seien deshalb die Regel und Rückschlüsse vom Zwischenergebnis auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich.
Im Gesamtjahr 2021 etwa erzielte die SNB zum Schluss einen Gewinn von über 26 Milliarden Franken. Wobei das erste und das zweite Quartal positiv und das dritte und vierte Quartal negativ ausfielen.
Im Jahr davor betrug der Gewinn gut 20 Milliarden. Es gibt aber auch Jahre mit Verlusten, was jeweils mit einer schwachen Börsenentwicklung oder starken Franken zu tun hat. 2018 oder 2015 etwa waren solche Jahre: Da mussten die hiesigen Währungshüter Verluste von knapp 15 Milliarden bzw. von über 23 Milliarden ausweisen.
Ausschüttungen an Kantone und Bund?
Was das Ergebnis für die Ausschüttungen an Bund und Kantone heisst, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau gesagt werden. Da diese allein abhängig vom Jahresergebnis bzw. einem Bilanzgewinn per Ende Jahr sind. Klar aber ist: Wenn es nicht zu einer deutlichen Erholung an den Finanzmärkten kommt, sind die Ausschüttungen an Bund und Kantone akut gefährdet.
Zwar beläuft sich die für die Zahlungen relevante Ausschüttungsreserve nach dem Jahresergebnis 2021 auf hohen 102 Milliarden Franken. Wenn sich die Finanzmärkte im zweiten Semester aber nicht deutlich erholen, sind diese bald aufgebraucht.
Keine Milliarden für Bund und Kantone?
Die Ausschüttungen erfolgen aufgrund einer Vereinbarung zwischen Bund und Nationalbank von Anfang 2021. Demnach besteht die Gewinnausschüttung aus einem Grundbetrag von 2 Milliarden Franken. Dieser wird ausgeschüttet, sofern ein Bilanzgewinn von mindestens 2 Milliarden Franken vorhanden ist.
Hinzu kommen vier mögliche Zusatzausschüttungen von je 1 Milliarde Franken. Dies, wenn der Bilanzgewinn 10, 20, 30 oder 40 Milliarden Franken erreicht.
Letztes Jahr gab es eine Gewinnausschüttung von 6 Milliarden Franken: Die zu einem Drittel an den Bund und zu zwei Dritteln an die Kantone ging.