Im Zentrum von «Basel III final» steht die Unterlegung von Bankgeschäften mit Eigenmitteln. Die Umsetzung ist aber wohl ins Stocken geraten.
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Der Paradeplatz in Zürich. - Keystone

Pünktlich auf Anfang 2025 will die Schweiz mit «Basel III final» den letzten Teil der umfangreichen Basel-III-Bankenregulierung umsetzen. An den wichtigen Finanzplätzen USA, Grossbritannien und EU ist die Umsetzung hingegen ins Stocken geraten. Dass die Schweiz so zur «Musterschülerin» wird, sorgt vor allem bei den international tätigen Schweizer Banken für Verärgerung.

Im Zentrum von «Basel III final» steht die Unterlegung von Bankgeschäften mit Eigenmitteln. Geregelt wird dabei, wie viel eigenes Kapital die Banken bei der Kreditvergabe einsetzen müssen, aber auch welche Mittel sie für Marktrisiken sowie für operationelle Risiken halten müssen – letztere umfassen etwa rechtliche Risiken, Risiken aus Fehlverhalten oder aus Cyberangriffen.

Anders als hierzulande hat in den USA die dort «Basel III Endgame» genannte Regulierung eine massive Auseinandersetzung ausgelöst. Die US-Bankbranche fährt dabei eine ungewöhnlich aggressive Kampagne gegen das Regelwerk: So hat sie in düsteren TV-Spots vor massiven negativen Folgen für die US-Wirtschaft gewarnt und juristische Schritte gegen Behörden angedroht.

Mit Erfolg: Im September krebste die US-Notenbank Fed zurück und versprach eine deutliche Abmilderung der Regulierung. Wann und in welcher Form die Umsetzung nun erfolgen wird, scheint – auch angesichts der US-Präsidentschaftswahlen – ungewiss.

«Basel 3.1»-Paket auf Anfang 2026 herausgeschoben

Die absehbaren Verzögerungen in den USA haben weitere Kreise gezogen: Anfang Juni kündigte die zuständige EU-Kommissarin an, die Umsetzung des Basel-III-Teilbereichs zu den Marktrisiken auf Anfang 2026 zu verschieben. Sie begründete dies mit befürchteten Nachteilen für die EU-Banken. Auch die Bank of England (BoE) hat ihr «Basel 3.1»-Paket auf Anfang 2026 herausgeschoben.

Nichts wissen von einer Verschiebung will dagegen der Bundesrat: Ende Juni bekräftigte er den Fahrplan für die Einführung von «Basel III final» – trotz lauter werdendem Drängen der Bankbranche auf eine Verschiebung. Umgehend protestierte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg), die Schweiz presche damit «ohne Not» vor.

Damit ist für die Branche der Fall eingetreten, den sie vermeiden wollte. «Wir haben immer Wert darauf gelegt, dass die Schweiz im Geleitzug vorwärtsgeht, sprich die Inkraftsetzung zeitlich und inhaltlich auf die relevanten Vergleichsfinanzplätze konditioniert», sagt Remo Kübler, Leiter Research bei der SBVg im Gespräch.

Sollte sich die USA für eine nur minimale oder vom Standard abweichende Umsetzung der Regulierung entscheiden und Grossbritannien und die EU nachziehen, könne die Schweiz nicht mehr reagieren, befürchtet Kübler. «Es besteht die Gefahr, dass wir uns die Chance für gleich lange Spiesse verspielen.»

Internationale Banken müssten mit höheren Kapitalkosten kalkulieren

Nachteile befürchten vor allem die im internationalen Wettbewerb stehenden Institute, allen voran die UBS und die grossen Privatbanken. Sie sind mit «Basel III final» gerade in den Bereichen Marktrisiken und operationelle Risiken mit steigenden Kapitalanforderungen und auch mit einer deutlich komplexeren Regulierung konfrontiert.

Für den Schweizer Finanzplatz bedeute das einen klaren Wettbewerbsnachteil, bekräftigt etwa Jan Langlo, Direktor des Verbands Schweizerischer Privatbanken (VSPB). Auch in der Grossbank UBS soll laut Insidern der Unmut über das Vorangehen des Bundesrats gross sein.

Die international tätigen Banken müssten nun mit klar höheren Kapitalkosten kalkulieren als ihre Konkurrenten aus dem Ausland, sagt ein Kadermitglied eines grossen Schweizer Instituts. Das gelte nicht nur bei Finanzmarkt-Dienstleistungen sondern etwa auch bei der Vergabe von Lombardkrediten an Vermögensverwaltungskunden.

Anders ist die Situation der Inlandbanken, wo die neuen Regeln vor allem eine höhere Risikosensitivität bei der Kreditvergabe bringen. Damit müssen die Banken unter den neuen Regeln künftig zwar Hypothekarkredite für Rendite-Immobilien tendenziell mit mehr Kapital unterlegen. Im Gegenzug dürften aber die Kapitalanforderungen für selbstbewohntes Eigentum je nach Belehnungswerten sinken, sagt Matthias Degen, Partner beim Beratungsunternehmen KPMG. Unter dem Strich dürfte die Regulierung für die Inlandbanken kapitalneutral ausfallen.

Für die Zürcher Kantonalbank sei es vor allem wichtig, dass alle in der Schweiz tätigen Banken die gleichen Vorgaben hätten, sagte eine ZKB-Sprecherin auf Anfrage. Von einem generellen Aufschub will die grösste Schweizer Kantonalbank entsprechend nichts wissen: «Ein zeitlicher Aufschub dürfte tendenziell zu höheren Umsetzungskosten führen – dies, weil die Umsetzung der umfangreichen Vorgaben von 'Basel III final' bereits sehr weit fortgeschritten ist», so die Sprecherin.

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