USA kritisieren «Einschüchterung» ausländischer Journalisten in China
Die Behandlung ausländischer Journalisten bei der Berichterstattung über die Flutkatastrophe in China hat einen heftigen Wortwechsel zwischen den Regierungen in Peking und Washington ausgelöst: «Die Vereinigten Staaten sind zutiefst besorgt über die zunehmend scharfe Überwachung, Belästigung und Einschüchterung US-amerikanischer und anderer ausländischer Journalisten», erklärte ein Sprecher des US-Aussenministeriums.
Das Wichtigste in Kürze
- Peking weist Kritik zurück und beschuldigt Washington des «Mobbings».
Peking wies die Vorwürfe am Freitag zurück und warf den USA «Mobbing» vor.
«Die Regierung der Volksrepublik China behauptet, ausländische Medien willkommen zu heissen und ihre Arbeit zu unterstützen», erklärte der US-Sprecher weiter. «Aber ihre Handlungen sprechen eine andere Sprache.»
Bei der Berichterstattung über verheerende Überschwemmungen mit mindestens 99 Toten in der zentralchinesischen Provinz Henan waren Journalisten mehrerer ausländischer Medien online und persönlich von wütenden Menschen bedrängt worden. Auch Reporter der Nachrichtenagentur AFP wurden von Umstehenden gezwungen, Aufnahmen zu löschen, als sie über eine überflutete U-Bahn in der Stadt Zhengzhou berichteten.
Die BBC hatte beklagt, ihre Reporter seien in Online-Netzwerken beschimpft worden. Der Jugendverband der Kommunistischen Partei Chinas in Henan hatte im Internet seine 1,6 Millionen Anhänger aufgefordert, die Bewegungen von BBC-Reportern zu verfolgen. Einige von ihnen erhielten daraufhin Morddrohungen von nationalistischen Internet-Nutzern.
Der chinesische Aussenamtssprecher Zhao Lijian warf dem britischen Sender anschliessend vor, Falschinformationen verbreitet zu haben. Die BBC habe «China angegriffen und verleumdet und ist erheblich von journalistischen Standards abgewichen», erklärte der Sprecher.
Bei einer Pressekonferenz am Freitag wies Zhao die Kritik des US-Aussenministeriums zurück. Er warf Washington eine «offensichtliche Doppelmoral» und «Mobbing» vor. Die USA hätten ihrerseits in der Vergangenheit chinesische Journalisten ausgewiesen und ihnen «diskriminierende Beschränkungen» auferlegt. Er forderte Washington auf, «über die eigene Rolle nachzudenken und seine ständigen Angriffe auf China einzustellen».
Organisationen für Pressefreiheit kritisieren eine zunehmende Beschränkung der Arbeit ausländischer Journalisten. Reporter würden auf der Strasse verfolgt, online beleidigt und erhielten oft keine Visa.
In Zhengzhou war binnen drei Tagen so viel Regen gefallen wie sonst in einem Jahr. 14 Menschen starben. Angehörige der Opfer hatten auch Vorwürfe gegen die Stadt- und Provinzverwaltungen erhoben.