Mächtige Kontrollfunktion - vergleichsweise bescheidene Vergütung

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Die Aufsichtsratsvorsitzenden der grossen Dax-Unternehmen haben teils grossen Einfluss - bekommen für ihre Arbeit aber vergleichsweise wenig Geld.

Paul Achleitner bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank 2018
Paul Achleitner bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank 2018 - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Dax-Aufsichtsratschefs bekommen im Schnitt 424.000 Euro.

Ihre Vergütung betrug 2018 im Schnitt 424.000 Euro, wie die Unternehmensberatung HKP Group errechnete. Das sind zwar knapp vier Prozent mehr als im Vorjahr - Vorstandsvorsitzende aber bekommen das Fünfzehnfache. HKP hält diesen immensen Unterschied für nicht gerechtfertigt.

Top-Verdiener unter den Aufsichtsratsvorsitzenden ist der Studie zufolge Paul Achleitner bei der Deutschen Bank mit rund 858.000 Euro. Darauf folgen Gerd Krick bei Fresenius und Norbert Reithofer bei BMW mit jeweils 640.000 Euro. Schlusslicht ist Reinhard Pöllath bei Beiersdorf mit 228.000 Euro.

Seit dem Jahr 2006 haben sich die Bezüge der Chefaufseher in den im Deutschen Aktienindex (Dax) notierten Unternehmen um rund 4,3 Prozent pro Jahr erhöht, wie HKP mitteilte. Sie liegen aber weiterhin deutlich unter dem Vergütungsniveau der Vorstandsvorsitzenden in den gleichen Unternehmen von im Schnitt 6,4 Millionen Euro.

Dieser immense Unterschied ist laut HKP-Studienautorin Nina Grochowitzki nicht gerechtfertigt. «Ein Aufsichtsratsvorsitz ist heute mehr denn je auch mit Strategiebegleitung und intensivem Sparring für den Vorstand verbunden», erklärte sie. Keine nennenswerte Investition oder sonstige Entscheidung von grösserem Ausmass könne heute ohne Einbindung des Aufsichtsratsvorsitzenden getätigt werden. «Die Vergütung für das Amt sollte daher so ausgelegt sein, um sich auf Augenhöhe begegnen zu können.»

Das Vergütungsniveau für Aufsichtsratsvorsitzende liege auch unterhalb des europäischen Durchschnitts, erläuterte HKP. Dieser beträgt demnach rund 913.000 Euro. Die höchsten Vergütungen werden demnach in der Schweiz gezahlt, wo Verwaltungsratspräsidenten bis zu mehrere Millionen erhalten - allerdings sei die Funktion dort auch ein Vollzeitamt. Der Aufsichtsratsvorsitzende der internationalen Bankengruppe HSBC bekommt demnach 1,7 Millionen Euro und landet damit im Europavergleich auf Platz fünf.

Allerdings sitzen viele Aufsichtsratsvorsitzende in mehreren Aufsichtsräten - entsprechend erhöht sich ihre Jahresvergütung, wie HKP erläuterte. Michael Diekmann etwa sitzt in den Kontrollgremien der Allianz, von BASF, Fresenius und Siemens und bekam 2018 insgesamt 1,4 Millionen Euro. Achleitner kontrolliert nicht nur die Deutsche Bank, sondern auch Bayer und Daimler - dafür kam er insgesamt auf knapp 1,25 Millionen Euro. Karl-Ludwig Kley ist Vorsitzender sogar in zwei Aufsichtsräten - bei der Lufthansa und bei Eon, dazu Mitglied bei BMW.

Das Aktiengesetz sieht eine maximale Mandatszahl von zehn Mandaten vor. Der Deutsche Kodex für gute Unternehmensführung (corporate Governance) hält nicht mehr als fünf Mandate für angemessen, Vorsitze zählen doppelt.

HKP wertete für die Analyse die Geschäftsberichte und Satzungen von 29 der 30 Dax-Unternehmen aus. Es fehlt der Linde-Konzern; er hat die entsprechenden Dokumente für das zurückliegende Geschäftsjahr noch nicht veröffentlicht.

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