Viele Verbraucher lassen sich durch Klima-Werbung beeinflussen
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher lassen sich bei Kaufentscheidungen durch Werbung mit Angaben wie «klimaneutral» oder «CO2-positiv» beeinflussen.
Das Wichtigste in Kürze
- Organisation Foodwatch fordert Verbot von irreführender Werbung.
43 Prozent der Deutschen erwarteten von Unternehmen, die mit solchen Labels werben, dass diese auch tatsächlich ihre eigenen Emissionen senken – während sie tatsächlich zur Kompensation meist Geld in Klimaprojekte steckten, teilte die Verbraucherorganisation Foodwatch am Dienstag mit. Sie forderte ein Verbot von irreführender Klima-Werbung.
Der Umfrage zufolge bevorzugen 35 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf Produkte, die als «klimaneutral» ausgewiesen sind, bei «klimapositiv» seien es 36 Prozent. Zudem sind 32 Prozent beziehungsweise 36 Prozent der Befragten auch bereit, dafür mehr Geld auszugeben als für vergleichbare Waren. «Doch die Industrie führt die Menschen in die Irre, wenn sie klimaschädliche Lebensmittel wie Milch und Fleisch als 'klimaneutral' bewirbt», kritisierte Foodwatch.
Denn tatsächlich sei es oft so, dass Firmen lediglich Gutschriften aus «teils fragwürdigen Kompensationsprojekten» kauften, warnte Foodwatch. Das sei «moderner Ablasshandel». Die Studie wurde im Auftrag der niederländischen Changing Markets Foundation gemeinsam mit Foodwatch durch das Institut Yougov erstellt. Befragt wurden im Januar 2148 Erwachsene in Deutschland.
Foodwatch forderte eine klare Regulierung von Nachhaltigkeits-Versprechen und ein Verbot von irreführenden Klima-Kennzeichnungen. Dafür solle sich Justizminister Marco Buschmann (FDP) auf EU-Ebene einsetzen. Dies würde «nicht nur dem Klima helfen, sondern auch solchen Unternehmen, die es ernsthaft und ohne Täuschungen schützen wollen». Nach Angaben von Foodwatch werden mittlerweile bereits rund zehn Prozent der Lebensmittel mit Klima-Label beworben.
Die Organisation ging in mehreren Fällen bereits erfolgreich gegen irreführende Werbung vor. Zuletzt willigte etwa der Getränkehersteller Eckes-Granini nach einer Abmahnung durch die Verbraucherschutzorganisation Werbung ein, nicht mehr mit dem Label «CO2-neutral» auf seinen Produkten zu werben. Foodwatch hatte Granini vorgeworfen, über Umweltprojekte nur einen Bruchteil der Treibhausgasemissionen auszugleichen, die bei der Produktion eines Saftes anfielen.
Eine Umfrage durch die Europäische Investitionsbank (EIB) bestätigt das hohe Interesse der Verbraucher an der Klimabilanz von Lebensmitteln. Demnach sind 80 Prozent der Befragten in Deutschland dafür, dass auf allen Lebensmittelprodukten die jeweilige Klimabilanz angegeben wird, 61 Prozent der Deutschen wären bereit, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, wenn sie regional und nachhaltig produziert sind – und zwar weitgehend unabhängig vom Einkommen.
Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland (49 Prozent) würde es ausserdem befürworten, die Menge an Fleisch und Milchprodukten zu begrenzen, die zum Kauf verfügbar sind, um das Klima zu schonen. Das gilt vor allem für jüngere Menschen unter 30.
Die EIB befragte im August vergangenen Jahres in 30 teilnehmenden Ländern eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung ab 15 Jahren. Insgesamt waren das gut 28.000 Menschen.