Aaresurfer Jonas Bürgi: «Action inmitten der Ruhe der Natur»
Surfen assoziiert man normalerweise mit fernen Stränden und hoher Brandung. Dass man auch sehr gut in der Schweiz in den Genuss von wilden Wellen kommen kann, zeigen die Aaresurfer. Einer von ihnen ist Jonas Bürgi.
Er kam durch Kollegen zum Aaresurfen. «Ein paar meiner Kollegen hatten damals in Bern eine WG direkt an der Aare», erinnert er sich. «Wir sind dann oft am Feierabend noch aufs Brett.»
Surfen mit dem Bungeeseil
In Bern und im Aaretal wird das sogenannte Bungeesurfen betrieben. Im Gegensatz zum Surfen auf der stehenden Welle, wie es etwa in Thun praktiziert wird, können die Surfer bei dieser Methode die Aare ein Stück hinauffahren.
Dies wird durch ein elastisches Bungeeseil ermöglicht, welches flussaufwärts an einer Brücke oder an einem Baum befestigt wird. «Das Seil wird auf die zweieinhalb bis dreifache Länge gespannt und so können wir dann mit 30 bis 50 km/h auf einem Abschnitt des Flusses surfen», erklärt Jonas.
Das Bungeesurfen basiert auf der starken Strömung der Schweizer Flüsse. Somit sind die Surfer nicht auf externe Energiequellen angewiesen. «Im Gegensatz zu Wakeboard-Parks, in denen Strom oder Diesel eingesetzt werden, nutzen wir lediglich die Kraft der Natur,» sagt Jonas.
Action in der Natur
Es ist genau dieser Aspekt, der Jonas am Bungeesurfen so fasziniert. «Zum einen hat man viel Action und Geschwindigkeit, es ist eine gewisse Herausforderung. Aber gleichzeitig ist man mitten in der Natur und hat eine unglaubliche Ruhe.» Eine seltene Kombination, wie er findet.
In den letzten Jahren hat das Bungeesurfen einen regelrechten Boom erlebt. Jonas schätzt, dass die Sportart in den vergangenen drei Jahren zu jeder neuen Saison einen Zuwachs von 40 bis 60 Prozent erfahren hat.
Wird es nicht langsam eng auf der Aare? «Jain, an den beliebten Orten schon. Aber es gibt noch ein paar geheime Orte, an denen man auch gut surfen kann», schmunzelt Jonas.
Mit Brett und Kletterseil
Für viele mag es waghalsig oder gar halsbrecherisch klingen, mit einem Brett in einen reissenden Fluss zu steigen. Jonas relativiert: «Bungeesurfen hat einen gefährlichen Ruf, so wie es heute praktiziert wird, ist es aber deutlich sicherer als früher. Dies ist primär auf Veränderungen an der Ausrüstung zurückzuführen.»
Früher benutzten Surfer ein Holzbrett mit Fussschlaufen und hielten sich an einem Kletterseil fest. «Das Problem bei der früheren Variante des Bungeesurfens war, dass Seil, Brett und Surfer fix miteinander verbunden waren», erläutert Jonas. «Mehrere Leute sind ertrunken, weil sie stürzten und sich in den Fussschlaufen oder dem Seil verhedderten.»
Heute ist das Aaresurfen viel sicherer, da alle Teile lose sind und es keine Bindung gibt. Nichtsdestotrotz ist ein gesundes Mass an Vorsicht geboten. «Grundsätzlich gilt, dass man niemals allein Surfen geht», mahnt Jonas und verweist für Umfassende Sicherheitsvorkehrungen auf seine Webseite.
Rücksicht auf andere Flussteilnehmer
Auch muss auf andere Flussteilnehmer Rücksicht genommen werden. «Wir versuchen, wenn möglich, Schwimmern und Aareböötlern auszuweichen», sagt Jonas. Dies entweder saisonal, indem im Winter oder Frühling mit einem Neoprenanzug gesurft wird, oder zeitlich, indem die Surfer auf die frühen Morgenstunden ausweichen. «Dann kann man gleich noch den Sonnenaufgang geniessen.»
Für Schwimmer und Böötler gibt es zwei Hauptgefahren, wenn sie auf Bungeesurfer treffen. Das gespannte Seil schnellt mit hoher Geschwindigkeit zurück, wenn es aus Versehen losgelassen wird. Dies und das Surfbrett, welches sich auf Kopfhöhe von Schwimmern befindet, könnten durchaus zu Verletzungen führen.
Hotspots im Aaretal
In der Stadt Bern sind vor allem der Altenbergsteg und die Untertorbrücke beliebte Stellen zum Bungeesurfen. «Gerade der Altenbergsteg ist für AnfängerInnen besonders zu empfehlen», sagt Jonas. Im Aaretal kennt der Surfer zwei optimale Stellen: die Jabergbrücke und die Brücke beim Restaurant Thalgut bei Wichtrach. «Beim Thalgut hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Alpen, weil die Aare hier relativ lange gerade ist.»
Mehr Infos sind auf Jonas Webseite und seinem Instagram-Profil zu finden.