Basel: Wie das Radio Klang und Gesellschaft formt
Mit der kulturellen Bedeutung des Radios beschäftigt sich das Forschungsprojekt «Radiophonic Cultures». Gerade wurde der zweite Band veröffentlicht.
Mit der kulturellen Bedeutung des Radios beschäftigt sich das Forschungsprojekt «Radiophonic Cultures», dessen zweiter Band kürzlich erschienen ist.
Im Gespräch erläutert die Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Ute Holl, welche kulturellen und sozialen Formen das Radio hervorgebracht hat und warum es auch in der digitalen Welt ein entscheidendes Medium bleibt.
Wie ändert sich Komponieren durch Radioerfahrung?
Die zentrale Frage des Projekts war, wie sich Komponieren durch die Radioerfahrung verändert.
Es wurde interdisziplinär in Zusammenarbeit mit Experten aus Musikwissenschaft, Medienwissenschaft und Radiokunst durchgeführt.
Radio ist ein vielfältiges Ensemble, in dem viele Stimmen zusammenkommen.
Vom militärischen Instrument zu öffentlich-rechtlichem Medium
Radio begann als unstrukturiertes Senden von Amateuren und wurde im Ersten Weltkrieg zu einem wichtigen militärischen Instrument.
Es entwickelte sich dann zu einem öffentlich-rechtlichen Medium, mit Radiolizenzen in England und entsprechenden Gesetzen in der Schweiz und Deutschland.
Öffentlich-rechtliche Radiosender sorgten dafür, dass im 20. Jahrhundert eine einzigartige Musikkultur entstand.
Probebühne für Musikformen
Radio zeigt auch eine kulturelle und ästhetische Dimension.
Technische Geräusche und Rauschen spielen eine wichtige Rolle in Radiokompositionen und verweisen auf die technische Infrastruktur des Radios.
In Radio-Studios wurden einige der wichtigsten Musikformen des 20. Jahrhunderts ausprobiert.
Radio macht vielfältige Stimmen und Perspektiven hörbar
Radio schafft ein imaginäres Kollektiv und eine unmittelbare Intimität, während digitale Medien wie Podcasts individualisierter sind.
Eine funktionierende Gesellschaft braucht vielfältige Stimmen und Perspektiven, und das Radio macht diese hörbar.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht jedoch unter finanziellem Druck. Es stellt sich die Frage, wie Radio gemacht werden muss, damit es von verschiedenen Menschen, auch jungen, gehört wird.
Dies wird in den beiden Publikationen zur Radiophonie behandelt.