Basler Verkehrs-Betriebe kämpfen mit immer stärkeren Kursausfällen
Bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) kam es personalbedingt vermehrt zu Kursausfällen. Stand September 2022 fallen rund drei Prozent der Fahrplanstunden aus.
Erst werde man die Situation beobachten, gerade im Hinblick auf die bevorstehende kalte Jahreszeit. «Wenn sich die Situation nicht verbessert, sind wir bereit, als letzte Massnahme per Ende Jahr eine Fahrplanausdünnung zu machen», sagte Stehrenberger.
Im Gegensatz zu kurzfristigen Ausfällen von Trams und Bussen wäre dann die Situation besser planbar. Allerdings hätte das auch viele Nachteile, sagte der BVB-Direktor.
So könnte auch an Tagen, an denen genug Mitarbeitende zur Verfügung ständen, diese nicht eingesetzt werden. Zudem zöge eine Taktveränderung viele Komplikationen mit sich, etwa mit den Anschlüssen.
Punktuelle Ausdünnung als Strategie
Daher setze man vorderhand auf punktuelle Ausdünnung. Dabei werde stets geprüft, welche Bus- und Tramlinien wenige Fahrgäste haben und so über Ausfälle entschieden.
Schnell lande man hier in einen Clinch mit verschiedenen Fahrgastbedürfnissen. Hier müsse stets abgewogen werden, was am wenigsten schmerzt, erklärte Stehrenberger.
Fahrplanleiter Chris Gugger nannte als Beispiel die Linie 21 als mögliche Kandidatin für Kursausfälle. Allerdings könne das nicht immer im Voraus geplant werden.
Erst müsse jeweils abgeklärt werden, ob die Massnahmen überhaupt in die Schichten der jeweiligen Mitarbeitenden passen, wie Gugger sagte.
Aktuell fast zehn Prozent Ausfälle bei den Mitarbeitern
Die BVB verfügen über rund 650 Fahrdienstmitarbeitende. Michel Mesmer, Leiter Planung und Produktion, nannte die Zahlen zu den Abwesenheiten. In der jetzigen Phase fehlten pro Tag etwa 60 bis 70 Mitarbeitende, die einen Arbeitstag hätten, aber ausfallen.
Die von den BVB präsentierten Daten zeigen, wie sich die Situation dieses Jahr verschärft hatte. Im März 2022 bewegten sich die personalbedingt ausgefallenen Fahrplanstunden noch im Promillenbereich. Im Juli stieg der Anteil auf 0,7 Prozent, im August auf 2 Prozent und im September auf knapp 3.
«Es sind täglich 30 Leute mehr krank als in der Planung vorgesehen», sagte Stehrenberger. Dabei gebe es bei den Abwesenheiten von einem Tag auf den anderen hohe Schwankungen.
Gründe bisher weitgehend unklar
Zu den Gründen der Abwesenheiten gibt es viele offene Fragen. Aus Datenschutzgründen sind die gesundheitlichen Ursachen nicht geklärt. Eine arbeitsmedizinische Analyse habe zudem kein Muster finden können, was an dieser Arbeitsform negative gesundheitliche Auswirkungen haben könnte, sagte Stehrenberger.
Als möglichen Faktor zieht er die Spätfolgen der Corona-Pandemie in Betracht. Diese habe möglicherweise einen «Kulturwandel» ausgelöst – so etwa eine höhere Sensibilität bei Krankheitssymptomen, um Ansteckungen zu vermeiden.
Teilweise Einsatz von Pensionierten
Aufgrund der vielen Abwesenheiten setzen die BVB vermehrt Personal mit Fahrlizenz ein, das in anderen Bereichen tätig ist, sagte Stehrenberger. Zudem sind manchmal Pensionierte im Einsatz, die Teilzeitpensen übernehmen.
Die BVB haben auch schon andere Verkehrsbetriebe angefragt. Solche Aushilfen seien allerdings nicht möglich, da diese ähnliche Probleme hätten.
«Wir entschuldigen uns bei allen Fahrgästen für die aktuelle Situation», sagte Stehrenberger. Er empfehle, vor wichtigen Reiseantritten den Onlinefahrplan zu konsultieren. Dort seien die Angaben mindestens zwei Stunden vorher gültig.