Das Tessin beleuchtet Stärken des Schweizer Amtsitalienischs
Wie die Uni Basel mitteilt, zeigt eine linguistische Analyse, dass das Schweizer Amtsitalienisch trotz verbreiteter Meinung keineswegs minderwertig ist.
Viele Tessiner kennen das Gefühl, dass ihre Sprache dem Italienisch des Bel Paese unterlegen sei. Eine linguistische und vergleichende Analyse des offiziellen Schweizer Italienisch zeigt, dass dies nicht zutrifft.
Dabei spielt die Übersetzungspraxis auf Bundesebene eine entscheidende Rolle.
Die beste rechtlich geschützte Minderheitensprache der Welt
Acht Prozent der Schweizer Bevölkerung sprechen Italienisch als Muttersprache. Tatsächlich zeigt die Statistik, dass es ausserhalb der italienischsprachigen Schweiz mehr Italophone gibt als innerhalb.
Da Italienisch eine Amtssprache der Schweiz ist, haben die Italienischsprachigen ein Recht darauf, dass offizielle Texte des Bundes auch auf Italienisch veröffentlicht werden.
«Weltweit ist wohl keine Minderheitssprache rechtlich besser geschützt als das Italienische in der Schweiz», sagt die Linguistin Prof. Dr. Angela Ferrari von der Universität Basel.
Zusammen mit Dr. Filippo Pecorari hat sie begonnen, das Amtsitalienisch stärker in den Fokus der Wissenschaft zu rücken.
Teilweise unterschiedlicher Wortschatz
Um die linguistischen und pragmatischen Eigenschaften dieser Sprache zu untersuchen, haben die Forschenden ein grosses Korpus offizieller Texte zusammengestellt.
Sie verglichen das Schweizer Amtsitalienisch mit dem offiziellen Italienisch Italiens sowie mit den anderen Amtssprachen der Schweiz.
Die Analyse der amtlichen Texte zeigte, dass auf grammatikalischer Ebene keine signifikanten Unterschiede bestehen. Hingegen weicht der Wortschatz der schweizerischen Texte teilweise von jenem der italienischen Texte ab.
Wertschätzung von Klarheit bestätigt sich
Der Vergleich mit den Texten aus Italien hat ergeben, dass die Schweizer Behörden grossen Wert auf Klarheit legen. Die Texte sind zielgruppengerecht und informativ, ohne die Adressaten zu überfordern.
«Wir waren erstaunt, wie klar verständlich die Schweizer Texte gegenüber den italienischen sind», sagt Filippo Pecorari.
Angela Ferrari verdeutlicht: «Auch nach Ansicht der Accademia della Crusca sind die amtlichen Texte Italiens undeutlich, bürokratisch und selbstreferentiell.
Man hat das Gefühl, dass die Institutionen Italiens nur untereinander sprechen und sich nicht an die Menschen richten, die diese Texte lesen und verstehen sollen.»