Bern erwacht aus dem Lockdown - Viel Plexiglas, wenig Schutzmasken
Der Kanton Bern erwacht langsam aus dem Lockdown. Schulen, Restaurants und Läden sind seit Montag wieder offen, der öffentliche Verkehr fährt weitgehend nach dem gewohnten Fahrplan. Die Städte füllen sich mit Leben.
Und die Menschen geniessen die kleinen Freuden des Alltags: Auswärts essen, Kleider kaufen, in Büchern schmökern - all das ist jetzt wieder möglich. Vieles fühlt sich an wie in der Zeit vor Corona, manches ist allerdings gewöhnungsbedürftig: Etwa das Plexiglas, das vielerorts in Beizen und Läden als Schutz vor Ansteckungen montiert wurde.
Omnipräsent sind auch die Plakate, Kleber und Tafeln, die an die Hygieneregeln erinnern - vor allem an die gebotenen zwei Meter Abstand.
Die Transportunternehmen empfehlen dringend das Tragen von Schutzmasken, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann. Am Montag waren in Bahnhöfen, Zügen, Bussen und Trams allerdings nur wenig Menschen mit Masken unterwegs.
Das liegt wohl auch daran, dass sich der Dichtestress in Grenzen hielt. Viele Bernerinnen und Berner arbeiten weiterhin im Homeoffice, und die Berufs- und Mittelschulen nehmen ihren ordentlichen Betrieb erst am 8. Juni wieder auf. So hatte es am Morgen in den meisten Zügen füglich Platz.
Wieder offen sind die Volksschulen, am Montag und Dienstag noch im eingeschränkten Betrieb mit Halbklassen. Die Kinder sollen sich in Ruhe wieder an den Schulbetrieb gewöhnen können. Meist in Grüppchen schwatzend, den grossen Schulsack am Rücken, schlenderten die ABC-Schützen ihren Schulhäusern entgegen.
Die jüngsten Kindergärteler wurden mitunter noch von einer Mutter oder einem Vater begleitet. Doch vor dem Pausenplatz hiess es dann Abschied nehmen. Die Schulen hatten den Eltern geraten, die Schulhöfe und Pausenplätze zu meiden.
Grosse Schulhäuser wie das Thuner Pestalozzischulhaus liessen die Kinder gestaffelt zum Unterricht antreten. So konnten grösseren Ansammlungen vermieden werden.
Auf das Tragen von Schutzmasken wird an den Schulen verzichtet; die Kinder sollen sich möglichst natürlich verhalten. Jede Schule hat jedoch Masken an Lager, sollte beispielsweise ein Kind oder eine Lehrperson erkranken.
Zur «neuen Normalität» trug am Montag auch die Wiedereröffnung der Läden bei. Manche Geschäfte versuchten, die Kundschaft am ersten offenen Tag mit Rabatten anzuziehen. Bis zu 30 Prozent billiger waren Kleider in manchen Bieler Läden zu haben.
Allzu gross war der Andrang aber zunächst nicht. Die wenigen Kunden hatten genügend Platz. Etwas gewöhnungsbedürftig waren da und dort die neu definierten Ein- und Ausgänge.
Die meisten Cafés und Restaurants bedienen seit Montag wieder durstige und hungrige Gäste. Manche verzichten einstweilen darauf, weil sich die Vorgaben des Bundes in ihren Lokalen nicht erfüllen lassen oder weil sich die Umsetzung der Schutzmassnahmen nicht rentiert hätte: Zu wenig Gäste, zu viel Aufwand.
Ebenfalls wieder geöffnet sein dürfen Museen, Buchhandlungen, Bibliotheken (ohne Lesesäle) und Sportanlagen. Voraussetzung ist stets die strikte Einhaltung eines Schutzkonzepts. Dasselbe gilt für Märkte.
Der nächste Lockerungsschritt ist schweizweit für 8. Juni vorgesehen. Dann sollen zum Beispiel Kinos, Theater, Bergbahnen, Campingplätze und Zoos öffnen. Unklar ist, wann Veranstaltungen bis 1000 Personen wieder zugelassen werden. Und sicher bis Ende August untersagt sind Anlässe mit mehr als 1000 Menschen.