Berner Frühjahrsmesse steht im Zeichen der Zweisprachigkeit
Nach pandemiebedingtem Unterbruch geht die Berner Frühjahrsmesse BEA Ende Woche wieder an den Start.
Das Publikum soll an der Messe die Vielfalt der Zweisprachigkeit auf spielerische und pädagogische Weise für sich entdecken können. An einem rund 200 Quadratmeter grossen Stand erfahren die Besucher auf interaktive Weise mehr über die Besonderheiten und Vorteile der zweisprachigen Kommunikation, sowie über Wirtschaft, Tourismus, Bildung und Kultur im französischsprechenden Teil des Kantons.
«Der Kanton Bern hat eine Pionierrolle wenn es um die Wahrung der Interessen der französischsprachigen Minderheit geht», meint Virginie Borel, Leiterin des Forums für die Zweisprachigkeit in Biel. Borel sieht die Zweisprachigkeit im Kanton Bern nicht bedroht. Vielmehr sagt sie: «Ich bin positiv gestimmt.»
Mit seiner Präsenz an der BEA will das Forum für Zweisprachigkeit die Öffentlichkeit daran erinnern, dass Bern ein zweisprachiger Kanton ist. «Es geht auch darum, mit positiven Beispielen zu zeigen, dass das Zusammenleben ein Vorteil sein kann», sagt Virginie Borel.
Für die Leiterin des Forums für die Zweisprachigkeit übernimmt der Kanton Bern sowohl auf politischer als auch auf pädagogischer und kultureller Ebene eine eine wichtige Rolle in der Sensibilisierung für solche Themen. Und Borel stellt fest, dass die anderen zweisprachigen Kantone, Wallis und Freiburg, diese Entwicklung mit Interesse beobachten.
Kanton will öffentliche Dienstleistungen in französischer Sprache anbieten
Das Projekt ist Teil der kantonalen Strategie zur Stärkung der Zweisprachigkeit. Die französischsprechende Minderheit zählt rund 100'000 Personen im Kanton Bern. Das sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Für sie will der Kanton auch in Zukunft öffentliche Dienstleistungen in französischer Sprache anbieten.
Neben dem Berner Jura mit seinen rund 50'000 Einwohnern hat der Amtsbezirk Biel mit 30'000 Personen die grösste französischsprachige Gemeinschaft. Im restlichen Kanton gibt es 20'000 Französischsprachige, hauptsächlich in der Stadt Bern.
In absehbarer Zeit wird das bisher bernische Städtchen Moutier zum Kanton Jura wechseln. Die französischsprachige Minderheit schrumpft dann um rund 7400 Personen. Die bernischen Behörden versichern, dass sich dieser Abgang von Moutier nicht negativ auf die gelebte Zweisprachigkeit auswirken wird.
«Auf Regierungsebene besteht ein festes und klares Engagement für die Errungenschaften des Berner Juras und der französischsprachigen Bevölkerung», sagt Vizekanzler David Gaffino.
2020 Verfügung über Budget für zweisprachige Projekte
Im Zusammenhang mit der Debatte um den Kantonswechsel von Moutier wurden 2018 auch die der französischsprachigen Minderheit im Berner Jura gewährten Sonderrechte in Frage gestellt. Der Berner Jura hat einen festen Sitz in der Kantonsregierung und zwölf Sitze im Parlament.
Der Vorstoss wurde zwar abgelehnt, aber das heisst nicht, dass er nicht irgendwann wieder aufs Tapet gebracht werden könnte. Doch Gaffino versichert: «Es gibt keine Anzeichen dafür, dass der Berner Jura an politischem Gewicht verliert, im Gegenteil.» Mit dem Wegzug von Moutier habe die Berner Regierung ein Projekt initiiert, das sich mit der Reorganisation der Verwaltung und der Bildungsstätten im Berner Jura befasst.
Der Kanton Bern verfügt seit 2020 über ein Budget für zweisprachige Projekte, das von 100'000 Franken auf aktuell 300'000 Franken erhöht wurde. So förderte der Kanton letztes Jahr etwa Französisch-Lernprogramme für Spital- und Kantonspersonal oder subventionierte das Festival des Französischsprachigen Films in der Schweiz, das FFFH.
Nebst dem Gastauftritt der Zweisprachigkeit gibt es an der BEA auch viel Traditionelles zu bestaunen, wie etwa das Grüne Zentrum mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Auch allerlei Konsumgüter werden feilgeboten. Und natürlich stehen auch das Riesenrad und der Lunapark wieder bereit. Die BEA öffnet am Freitag ihre Tore und dauert bis am 8. Mai 2022.