Politik braucht junge Stimmen – doch sie fehlen
Fast jede zweite Schweizer Gemeinde hat Mühe, Personen für den Gemeinderat zu finden. Eine Gruppe Studierender aus Bern will dem nun entgegenwirken.

Wie der Verein Generation Gemeinderat mitteilt, stehen die Gemeinderäte in der Schweiz vor einem ernsthaften Nachwuchsproblem.
Das zeigen aktuelle Zahlen aus dem nationalen Gemeindemonitoring der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Fast die Hälfte aller Schweizer Gemeinden (49 Prozent) bekunden Probleme, genug Kandidierende für die politischen Ämter zu finden.
Ausserdem sind nur noch 18 Prozent aller Exekutivmitglieder jünger als 45 Jahre – seit 2008 ist deren Anteil um einen Drittel gesunken. Der Altersdurchschnitt in Schweizer Gemeinderäten liegt hingegen mittlerweile bei 54 Jahren.
Gründe für die Unterrepräsentation von Jungen
Es gibt diverse Gründe, warum Jüngere in der Gemeindepolitik stark untervertreten sind: Einerseits gilt sie als trocken, andererseits bewegen sich Jüngere zunehmend auf den sozialen Medien, wo Lokalpolitik kaum thematisiert wird.
Darum fehlt oft der Zugang zur Politik. Zuletzt spielen soziale Faktoren eine Rolle: Viele trauen sich ein politisches Amt nicht zu oder wollen sich nicht exponieren.
Polit-Satire-Spiel soll politisches Interesse wecken
Der neu gegründete Verein «Generation Gemeinderat» will das nun ändern. Hinter dem Projekt steht eine Gruppe von acht Studierenden im Master-Studiengang politische Kommunikation der Hochschule der Künste Bern (HKB).
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Beteiligung von 18- bis 30-Jährigen in der Lokalpolitik zu fördern. Um die Chancen eines Engagements aufzuzeigen, haben die Studierenden das Polit-Satire-Spiel «Du chasch das imfau oh!» entwickelt.
Es soll Politik auf provokative Weise greifbar machen und zeigen: Politik ist etwas für alle. Das Prinzip basiert auf dem Kartenspiel «Cards against humanity» beziehungsweise der Schweizer Version «Kampf gegen das Bünzlitum».
Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Mercator Schweiz, der Demokratie Stiftung Basel, der Bonny Stiftung für die Freiheit und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft.
Engagement bietet Chancen für junge Menschen
An einem Event und mit Kanälen auf den sozialen Medien macht der Verein auf die Vorteile des Amts aufmerksam.
Zu den Studierenden zählt auch die frischgebackene Gemeinderätin Nathalie Meichtry aus Baltschieder VS: «Das Amt bietet enorme Chancen: Junge Menschen können ihren Wohnort aktiv mitgestalten und die Anliegen ihrer Generation einbringen. Das hilft auch gegen die Abwanderung von Jungen in die Städte.
Auch die persönliche Entwicklung wird gefördert, da das Amt die Chance bietet, sich weiterzubilden, seine Auftrittskompetenz zu entwickeln und dank des erlangten Netzwerks auch Türen für neue Karriereperspektiven öffnet.»