Wunderkammern im Burgdorfer «Schloss für alle» zu entdecken

Keystone-SDA Regional
Keystone-SDA Regional

Bern,

Das Burgdorfer «Schloss für alle» öffnet am (morgigen) Samstag seine Tore für die Bevölkerung. Zu bieten hat das umgebaute Schloss ein Museum mit zahlreichen Wunderkammern und eine Jugendherberge, die zum Teil auch Museum ist.

burgdorf BE
Nach knapp zweijähriger Umbauzeit eröffnet das umgebaute Schloss Burgdorf nun definitiv am 13. Juni seine Tore. - Keystone

«Das Schloss Burgdorf war einst eine herrschaftliche Burg, einmal ein Verwaltungssitz und ein Gefängnis. Aber noch nie war das Schloss so offen und gastfreundlich wie heute», sagte Stefan Berger, Stadtpräsident von Burgdorf, am Freitag vor den Medien auf dem Schloss.

Nach einem zweijährigen Umbau dient das Schloss heute hauptsächlich als Jugendherberge und als Museum - dies unter dem Motto «Wunderkammern». Diese sind überall im Gebäude zu finden, wie ein Rundgang durchs Schloss zeigt.

In diesen Schaufenstern des Museums sind zahlreiche Eigenarten zu entdecken: eine Milchkanne in Form einer Kuh, ein ausgestopftes Murmeltier, eine exotische Holzfigur und ein Papier-Kaktus mit einem Sombrero. «Solche Wunderkammern gab es schon im Mittelalter, wo man Skurrilitäten zum Bestaunen ausgestellt hat», sagte Markus Meyer, Präsident der Stiftung Schloss Burgdorf. Ziel sei gewesen, eben diese Kammern nachzubauen.

Die Gegenstände wurden aus drei Sammlungen zusammengeführt: einer ethnologischen, einer historischen Sammlung des Rittervereins und einer Sammlung aus der Goldkammer. Dabei kommt man nicht darum herum, die Gegenstände zu vergleichen, zu staunen und zu schmunzeln.

Die drei Sammlungen vereint regen zum Denken an über Kolonialismus, Moralvorstellungen und die eigene nationale Vergangenheit.

12 Kuratorinnen und Kuratoren habe die Ausstellung in 20 Räumen erarbeitet. Thematisiert wird die Geschichte des Schlosses sowie von Burgdorf und der Region. Es wird aber auch ein Blick in die Welt gewagt anhand von Burgdorfern, die über Ozeane reisten.

Die Ausstellung ist interaktiv und multimedial. So werden etwa im Gerichtszimmer drei historische Fälle nachgespielt. Selber einbringen kann man sich bei der Gestaltung eines mittelalterliches Schattenspiels oder auf der Suche nach dem Schlossgeist Burtli.

Das historische Erbe des Schlosses zieht sich bis in die Zimmer der Jugendherberge. Jedes Zimmer wurde individuell gestaltet und in jedem sind kleine Ausstellungen zu finden. So gibt es etwa ein Radio-Zimmer, ein Apotheken-Zimmer, ein Gotthelf-Zimmer und ein Käse-Zimmer mit jeweilig entsprechenden historischen Accessoires wie einem Radio, altes Porzellan oder einem Velo eines «Gümmelers», eines Militär-Velofahrers.

Die Wände und Malereien wurden so weit als möglich original belassen. So steht etwa im Zimmer, das einst als Gefängnis diente, noch der Spruch «Mensch ärgere dich nicht» an der Wand. Die Zimmer werden zufällig verteilt, wo man übernachten will, kann man nicht selber entscheiden.

Weiter finden sich im Schloss Trauzimmer für Hochzeiten, Veranstaltungsräume und ein Restaurant. Und auch da sind die Übergänge zwischen Museum und Nutzung fliessend. Der Schiltensaal zum Beispiel dient zugleich als Besichtigungsraum im Museum sowie als privates Trauzimmer.

Ein kleiner Wermutstropfen für die Organisatoren ist, dass das geplante Stadtfest in Zusammenhang mit der Eröffnung wegen der Corona-Massnahmen abgesagt werden musste. Für die im kleineren Rahmen stattfindende Eröffnung am Wochenende sind schon alle Tickets vergeben. Die Organisatoren empfehlen, auch in den künftigen Wochen Tickets online zu reservieren.

Das Schloss Burgdorf stammt aus dem 13. Jahrhundert, als Herzog Berchtold von Zähringen in seiner Herrschaft eine Reihe von Städten errichten liess, darunter auch Burgdorf und Bern. Berchtold liess damals anstelle einer seit 1090 bestehenden Burg das Schloss Burgdorf errichten, so wie wir es heute kennen. Nach einer Verwaltungsreform benötigte der Kanton das Schloss nicht mehr als Verwaltungssitz. Das Baudenkmal von nationaler Bedeutung ging an eine Stiftung über.

Kommentare

Mehr aus Stadt Bern

Wahl