Fangmenge an Felchen am Bodensee auf historischem Tief
Berufsfischer am Bodensee haben zu kämpfen: Das Fangjahr 2018 lag mit 263 Tonnen knapp über dem historischen Tief von 2015. Bei den Felchen waren die Fänge seit Messbeginn noch nie so tief.
Das Fangjahr 2018 liegt mit einer Gesamtfangmenge von lediglich 263 Tonnen nur zwei Tonnen über dem historisch niedrigen Wert von 2015 und reiht sich somit in die zurückliegenden vier Jahre ein, welche durch eine Abfolge von historischen Niedrigerträgen gekennzeichnet waren.
Die Entwicklung der Fischbestände war das Schwerpunktthema auf der diesjährigen Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF), welche unter dem Vorsitz Baden-Württembergs am Mittwoch in Überlingen stattfand.
Dramatisch sei insbesondere der starke Rückgang beim wichtigsten Wirtschaftsfisch, dem Felchen, schreibt die IBKF in ihrer Mitteilung von Donnerstag. 2018 wurden lediglich 127,4 Tonnen Felchen gefangen. Das ist ein Rückgang um 35 Prozent gegenüber dem schon sehr niedrigen Wert des Vorjahrs und der niedrigste seit Beginn der Statistik im Jahr 1910. Dieser Trend setze sich leider auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres fort.
Auch bei anderen für die Berufsfischerei wichtigen Fischarten wurden gegenüber dem Vorjahr starke Fangrückgänge verzeichnet: Weissfische inklusive Brachsen (-14 Prozent), Karpfen (-30 Prozent), Aal (-37 Prozent), Seeforelle (-42 Prozent) und Trüsche (-56 Prozent).
Heisser Sommer begünstigte Barsche
Einzig beim Barsch, auch Egli oder Kretzer genannt, wurde mit 70 Tonnen ein um 166 Prozent über dem Vorjahresfang von 26,5 Tonnen liegender Ertrag erzielt. Der heisse Sommer 2018 begünstigte offensichtlich die Barsche. Durch die bei diesem Fisch vergleichsweise guten Erträge war es möglich, zumindest die Fangrückgänge bei den Felchen und anderen Arten in einem geringen Umfang auszugleichen. Auch die Angelfischer konnten vom guten Barschbestand profitieren.
Auf dem Bodensee-Obersee waren 2018 nur noch 79 Berufsfischer tätig, dies ist ein Rückgang um 17 gegenüber dem Vorjahr. Der Strukturwandel setzt sich 2019 fort. Stand Februar sind nur noch 69 Hochseepatente vergeben worden.
Kormorane fressen 300 Tonnen Fisch
Die Fischfänge der Kormorane aus dem Bodensee und den Zuflüssen werden auf mindestens 300 Tonnen jährlich beziffert. Die Vögel holten demnach annähernd so viel Fisch aus dem See wie die Berufsfischerei. Dies habe nicht nur Auswirkungen auf die Fangerträge, sondern auch auf die Bestandssituation bedrohter Fischarten, heisst es im Communiqué weiter. Die IBKF fordert daher ein wirksames internationales Kormoran-Management rund um den See.
Der sehr hohe Kormoranbestand sei neben dem niedrigen Nährstoffgehalt des Sees und dem weiterhin hohen Stichlingsaufkommen eine der Hauptursachen für den sehr niedrigen Fischbestand.
Quagga-Muschel breitet sich aus
Sorge bereitet der IBKF auch die aus dem Schwarzmeergebiet stammende Quagga-Muschel, die sich seit zwei Jahren im gesamten See explosionsartig ausbreitet. Durch ihre Filtrationstätigkeit reduziert sie die Planktonverfügbarkeit im See und damit die Nahrungsgrundlage der Fische.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sei es erklärtes Ziel der IBKF einen artenreichen Fischbestand im Bodensee zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Dafür sei die Zusammenarbeit aller Akteure am Bodensee erforderlich.