Genderneutrale Schultoiletten: Kompromisslösung in Emmen
Nach einer kontroversen Debatte im Einwohnerrat am 12. November 2024 einigten sich die Parteien auf eine Kompromisslösung, präsentiert von der Mitte.
Ein politischer Vorstoss zur Einführung genderneutraler Toiletten an Primarschulen und Kindergärten in Emmen sorgt für kontroverse Diskussionen im Einwohnerrat.
Während die GLP eine inklusive Lösung fordert, äussern SVP und FDP Kritik. Ein Kompromiss, vorgelegt von der Mitte, setzt sich schliesslich durch.
Gemeinderat zeigt grundsätzlich Verständnis für Vorschlag der Ratslinken
Christian Kravogel von der Grünliberalen Partei (GLP) und Mitunterzeichnende von Grüne und SP fordern im Emmer Einwohnerrat die Einführung genderneutraler Toiletten in den Primarschulhäusern und Kindergärten der Gemeinde.
Die Ratslinke sieht darin einen wichtigen Schritt zur Förderung von Diversität und Akzeptanz im öffentlichen Raum.
Der Gemeinderat zeigt grundsätzlich Verständnis, weist jedoch auf bauliche Herausforderungen und die hohen Kosten hin, die durch den Bau einer dritten Toilettenoption entstehen würden.
Eine Umnutzung der bestehenden IV-Toiletten lehnen die Postulanten ab, da dies aus ihrer Sicht ein negatives Signal senden würde.
Gespaltene Meinungen im Rat
Der Vorstoss sorgt im Einwohnerrat für einen emotionalen Schlagabtausch.
Die SVP äussert sich deutlich dagegen und spricht von einer «vernachlässigbaren Minderheit». Ihrer Ansicht nach gebe es naturgemäss Mädchen und Buben, die durch getrennte Toiletten bereits ausreichend versorgt seien. Die FDP stellt das Kosten-Nutzen-Verhältnis infrage und hält die zusätzlichen Ausgaben für unnötig.
Im Gegensatz dazu unterstützen die linken Parteien den Vorschlag. Lisa Müller von der SP betont, dass eine genderneutrale Toilette viele Menschen in der Gemeinde Emmen positiv beeinflussen könnte. Und sie widerspricht der SVP, indem sie je nach Studie auf 40'000 bis 500'000 betroffene Menschen schweizweit verweist.
Die Grünen ergänzen, dass die Gemeinde auch bei anderen Minderheitenanliegen – wie behindertengerechten Toiletten – hohen Kosten nicht aus dem Weg gehe.
Ein Kompromiss setzt sich durch
Schliesslich präsentiert die Mitte eine Kompromisslösung, die breite Unterstützung findet: Bestehende und bereits geplante Bauten sollen nicht nachträglich geändert werden, doch bei umfassenden Sanierungen und Neubauten sollen Unisex-Toiletten geprüft werden. Auch die FeE (Frauen engagiert in Emmen) spricht sich für die pragmatische Lösung von einer Toilette für alle aus.
Der Gemeinderat äussert diesbezüglich zwar Bedenken, da in einigen Kulturen insbesondere Mädchen separate Schutzräume benötigen, die bei einer einzigen Toilette nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Für die Mehrheit des Parlaments scheint dies zumutbar, zumal auch im Zug, Flugzeug oder in nahezu allen Haushalten dieselben Toiletten von allen Geschlechtern benützt werden.
Nach intensiver Diskussion ziehen die Postulanten ihren ursprünglichen Vorstoss zurück und beantragen die von der Mitte vorgeschlagene Teilüberweisung. Das Parlament votiert mit 26 zu 11 Stimmen für den Kompromiss, wodurch die Diskussion um genderneutrale Toiletten in Emmen eine vorläufige Lösung gefunden hat.