Markus Kutter verabschiedet sich nach 20 Jahren in Frauenfeld
Markus Kutter, Leiter des Amts für Gesellschaft und Integration in Frauenfeld, geht nach über 20 Jahren in Frühpension. Er hinterlässt Spuren in der Stadt.
Wie die Stadt Frauenfeld berichtet, begann Markus Kutter seine Tätigkeit für die Stadt Frauenfeld im Juli 2000 – zunächst als Teil eines Pilotprojektes zur Integrationsförderung. «Meine Stelle gab es damals noch gar nicht. Die ersten drei Jahre habe ich im Auftragsverhältnis für die Stadt gearbeitet», erinnert sich Kutter.
Im Jahr 2003 wurde er dann fest angestellt. Anfangs erledigte er sämtliche Aufgaben selbst: «Ich habe einfach alles gemacht. Vom Protokollschreiben über Glühbirnen wechseln bis hin zu strategischen Überlegungen.»
Von der Fachstelle zum Amt
Mit den Jahren wandelten sich die gesellschaftlichen Herausforderungen und Kutters Aufgabengebiet wuchs. «Zu Beginn lag der Fokus stark auf der sogenannten Ausländerintegration», erklärt er. Zunehmend rückten auch soziale Teilhabe, schulergänzende Kinderbetreuung und Quartierentwicklung in den Mittelpunkt.
«Mit der Zeit ging es nicht mehr nur um Integration, sondern um gesellschaftliche Themen insgesamt.» Die zunehmenden Arbeitsfelder und Verantwortungsbereiche führten auch zu personellen Veränderungen und Umstrukturierungen. Kutter wurde vom «Alleinunternehmer» zum Vorgesetzten eines Teams mit aktuell 22 Vollzeitstellen.
Im Jahr 2015 wurde aus der Fachstelle das Amt für Gesellschaft und Integration gegründet. Dass sein Amt jemals so breit aufgestellt sein werde, sei für Kutter nie absehbar gewesen. «Aber es zeigt, wie sehr sich die Stadt und ihre Bedürfnisse verändert haben», fügt er an.
Brücken bauen und Strukturen schaffen
«Ich habe meine Arbeit immer mit Freude gemacht», sagt Kutter. Ob mit externen Partnerinnen und Partnern, Mitarbeitenden oder Vorgesetzten – er schätzte stets den direkten Kontakt und Austausch mit den Menschen.
Besonders dankbar war er immer für sein Team und die gute Zusammenarbeit mit seinen Vorgesetzten, zuletzt Stadträtin Barbara Daetwyler. «Diese Arbeit funktioniert nur mit Leuten, die sich mit Herzblut einsetzen», so Kutter.
Ein prägendes Projekt seiner Arbeit war das Miteinanderfest, das von verschiedenen Ausländerorganisationen mit ins Leben gerufen wurde. Ziel war es, die einheimische Bevölkerung durch gemeinsames Essen, Tanz und Musik mit den unterschiedlichen Kulturen in Frauenfeld in Kontakt zu bringen. «Brücken zu bauen, war immer ein wichtiger Teil meiner Arbeit», erklärt Kutter.
Nachhaltige Strukturen und Beteiligung fördern Verantwortung
Von Beginn an war es Kutters Ziel, nachhaltige Strukturen zu schaffen, die nicht von Einzelpersonen abhängig sind. «Im Migrationsbereich sind es oft Schlüsselpersonen, die Sprachen sprechen und gut vernetzt sind. Aber was passiert, wenn sie wegfallen?»
Für ihn gehörte auch dazu, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und gleichzeitig ihre Eigenverantwortung zu stärken. So setzte sich Markus Kutter auch für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an politischen Prozessen ein.
Unter seiner Leitung wurde Frauenfeld zur Unicef Kinderfreundlichen Gemeinde gekürt und der Kinder- sowie Jugendrat sind entstanden. «Wir waren eine der Pionierstädte in der Schweiz, die sich um das Label beworben haben», erinnert er sich.
Kreative Lösungen
Nicht immer war es einfach, Ideen und Visionen umzusetzen. «Besonders bei knappen Finanzen musste immer hinterfragt werden, ob bestimmte Projekt wirklich notwendig sind.» Im Bereich der Kinder- und Jugendanimation war oft Kreativität gefragt.
So entstand beispielsweise während der Corona-Pandemie die Idee, die Kinder und Jugendlichen dazu zu ermutigen, Zeichnungen anzufertigen, die dann an Bewohnende im Alterszentrum Park verteilt wurden, um gegen die Isolation beider Altersgruppen anzukämpfen.
«Das Team der Kinder- und Jugendanimation 20gi ist sehr kreativ», meint Kutter. Auf dessen Initiative hin wurden die Toiletten in den Büros der Stadt genutzt, um mehr Aufmerksamkeit für Kinderrechte zu generieren. Es wurden Kinderzeichnungen mit Artikeln der UNO-Kinderrechtskonvention versehen und in den Toiletten aufgehängt. Für Markus Kutter war das eine tolle Aktion mit einem Augenzwinkern: «Wenn man auf das stille Örtchen gegangen ist, konnte man sich weiterbilden.»
Ein neues Kapitel in der Gastronomie
Nach über 20 Jahren verabschiedet sich Markus Kutter in die Frühpension. Er verschiebt seinen Fokus weg von integrativen und gesellschaftlichen Themen hin zum Kulinarischen. In Zukunft wird er seine Partnerin im Gasthaus Engel in Sirnach tatkräftig unterstützen.
«Ich kümmere mich um den administrativen Teil wie Personal oder Buchhaltung.» Ab und an sei er auch in der Küche anzutreffen, wenn es ihn dort braucht, jedoch nicht als Chefkoch. Die romantische Vorstellung vom Gastgewerbe sei bereits verflogen.
«Es ist ein absoluter Knochenjob.» reflektiert Kutter. Trotzdem freut er sich sehr auf die Herausforderung und das neue Kapitel.
Bleibende Verbundenheit zur Stadt
Den Abschied empfindet Kutter als etwas wehmütig: «Mit dieser Arbeit gebe ich auch ein Stück Heimat ab.» Obwohl er nicht mehr in Frauenfeld wohnhaft ist, bleibt seine Verbundenheit zur Kantonshauptstadt bestehen.
«Ich bin hier geboren und aufgewachsen», fügt Kutter an. Als Obmann der Schützengesellschaft bleibt er der Stadt auch weiterhin erhalten.