Ein Besuch im Restaurant Werkhof im Liebefeld
Fabienne Lüdi, Rafael Hänni und Michael Früh führen im Liebefeld ein Lokal mit hausgemachten und regionalen Köstlichkeiten. Wir haben das junge Team besucht.
Die industrielle Vergangenheit merkt man dem Lokal an der Könizstrasse 172 noch gut an. Die grossen Tore, die sichtbaren Deckenleitungen und der Betonboden verleihen dem Restaurant Werkhof im Liebefeld ganz besonderen Charme. Tatsächlich war die Liegenschaft früher genau das, ein Werkhof.
«Früher war hinter jedem der Tore eine Garage», verrät Fabienne bei unserer Führung durch das Lokal. «Wir haben alle Zwischenwände herausgerissen, um einen grossen Raum zu schaffen.» Das Werkhof-Team hat viele der Arbeiten selbst vorgenommen.
Die Führung geht weiter, hinter das Haus. Hier haben die drei Gastgeber einen gemütlichen Aussenbereich eingerichtet, gleich dahinter beginnt der Wald. «Eine kleine Besonderheit, heute dürfte man ein Gebäude niemals so nah an den Wald bauen», sagt Fabienne augenzwinkernd.
Krönender Abschluss der Tour ist die Schatzkammer des Lokals. Hier lagern in hohen Regalen unzählige Einmachgläser mit Kräutern, Früchten und Gemüse. «Wir machen so viel wie möglich selbst und konservieren es dann», erklärt Fabienne.
Nur Schweizer Produkte kommen auf den Tisch
«Mit unserem Vorrat an Eingemachtem können wir auch im Winter aus dem Vollen schöpfen», führt Michael aus. Denn im Werkhof kommt nur auf den Tisch, was gerade Saison hat, oder eingemacht wurde. Aber auch Zutaten aus ausländischer Produktion sucht man hier vergebens.
«Alles, was wir anbieten, wächst in der Schweiz», erläutert Fabienne. Folglich gibt es im Werkhof in Liebefeld keine Schokolade oder Vanille und keinen Pfeffer. «Daran, dass wir auf der Karte keinen Kaffee haben, müssen sich die Leute zu Beginn etwas gewöhnen», schmunzelt Rafael. «Aber sie versuchen dann immer gerne unsere Alternative aus Lupine.»
Das Konzept des regionalen und nachhaltigen Konsums wird im Werkhof konsequent zu Ende gedacht. So achtet das Team darauf, nur Fleisch von Tieren zu verwenden, die mit Schweizer Futter ernährt wurden. Und wenn Fleisch gekauft wird, dann immer nur ein ganzes oder allenfalls halbes Tier.
Soweit wie möglich werden die Nahrungsmittel im Werkhof selbst produziert. Von selbstgemachten Getränken über eigens gesammelte und getrocknete Kräuter bis hin zur hausgemachten Pasta. «Es ist ein grosser Aufwand, aber es lohnt sich absolut!», bestätigt Fabienne.
Bauverzug in Liebefeld als Segen
Das Lokal eröffnete im Liebefeld am 21. Mai. Ursprünglich wäre die Eröffnung früher geplant gewesen, wurde aber durch einen Bauverzug verspätet.
«Dies erwies sich für uns als Glück im Unglück. Wir hätten sonst nach drei Wochen durch den Lockdown gleich wieder schliessen müssen.»
Von Dienstag bis Freitag setzen die Gastgeber auf das Mittagspublikum. Dann ist das Lokal jeweils von 11.30 bis 14 Uhr geöffnet. «Am Mittag spüren wir aber, dass noch immer viele Leute im Homeoffice sind», sagt Rafael.
Hervorragend läuft es im Werkhof zu späterer Stunde. «Wir waren bisher an jedem Abend ausgebucht», freut sich Rafael. Von Donnerstag bis Samstag kredenzt das Werkhof-Team jeweils ein 3-, 4-, oder gar 5-Gang-Abendmenü.
Für alle etwas dabei
Das Werkhof-Team will mit seinem Angebot ein breites Publikum ansprechen. «Wer einfach einen schönen Abend mit gutem Essen haben will, ist bei uns genauso richtig wie jemand, der mehr über unser Konzept erfahren möchte», erklärt Rafael.
Für Neugierige sei auch eine Führung durch die Schatzkammer möglich, ergänzt Fabienne. Wer ein besonderes Lokal für eine Geburtstagsfeier oder ein Familienfest sucht, kann den Werkhof auch als geschlossene Gesellschaft mieten.
Zum Team
Fabienne und Rafael leiteten während sechs Jahren das Schloss Oberhofen und lernten dort auch Michael kennen. Seit 2015 reifte die Idee eines gemeinsamen Lokals mit nachhaltigem und regionalem Konzept heran. Diesen Traum konnte sich das junge Team dieses Jahr im Liebefeld verwirklichen.