Auf dem ehemaligen Spitalfriedhof in Münsterlingen TG wird am Samstag ein «Zeichen der Erinnerung» eingeweiht.
An der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen, hier eine Luftaufnahme aus dem Jahr 1949, wurden zwischen 1946 und 1980 Medikamentenversuche an mindestens 3000 Personen durchgeführt.
An der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen, hier eine Luftaufnahme aus dem Jahr 1949, wurden zwischen 1946 und 1980 Medikamentenversuche an mindestens 3000 Personen durchgeführt. - sda - Staatsarchiv Kanton Thurgau

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen 1940 und 1980 wurden in Münsterlingen nicht zugelassene Medikamente verabreicht.
  • Patientinnen und Patienten wussten von diesen Versuchen nichts.
  • Jetzt wird auf dem ehemaligen Spitalfriedhof ein «Zeichen der Erinnerung» eingeweiht.
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Ein «Zeichen der Erinnerung» wird am Samstag auf dem ehemaligen Spitalfriedhof in Münsterlingen TG eingeweiht. Der Thurgauer Regierungsrat hatte im September 2019 ein Andenken an die Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen vor 1981 sowie an die Medikamententests bis 1980 beschlossen.

In der psychiatrischen Klinik Münsterlingen wurden zwischen 1940 und 1980 nicht zugelassene Medikamente an unwissende Patientinnen und Patienten verabreicht. Verantwortlich dafür war der Psychiater Roland Kuhn, der als Entdecker des ersten Antidepressivums gilt.

Dimension dieser Arzneimitteltests ist enorm

2021 legte eine vom Kanton Thurgau in Auftrag gegebene wissenschaftliche Aufarbeitung die enorme Dimension dieser Medikamententests offen. Nun will der Regierungsrat bei der Entschädigungsfrage eine schweizweite Pionierrolle einnehmen, wie es im Juli in einer Mitteilung hiess.

Dazu liegt ein Gesetzesentwurf vor, nachdem Betroffene eine Entschädigung von je 25'000 Franken erhalten könnten. Noch offen ist, inwieweit sich die Pharmaindustrie an der Finanzierung beteiligen wird. Schätzungen gehen von bis zu 500 heute noch lebenden Betroffenen aus.

Ehemaliger Spitalfriedhof von Münsterlingen als Standort

Der feierliche Akt mit der Einweihung einer Erinnerungsstätte ist nun der nächste Schritt bei der umfassenden Aufarbeitung der Medikamententests. Darin eingeschlossen ist auch das Andenken an die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen.

Der Standort des Hauptzeichens «Haus der Erinnerung» ist der ehemalige Spitalfriedhof von Münsterlingen. Dort findet am Samstag die Einweihung im Beisein unter anderem von Regierungspräsident Urs Martin (SVP) statt.

Zwei Partnerzeichen stehen auf dem Areal der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen sowie beim Massnahmenzentrum Kalchrain. Die Erinnerungszeichen wurden von der Künstlerin Karolin Bräg gestaltet.

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