Gastbeitrag: Zurück zur Separation in den Schulen- echt jetzt?

Clarita Kunz
Clarita Kunz

Goldküste,

Clarita Kunz schreibt in einem Gastbeitrag, warum sie gegen eine erneute Einführung von Kleinklassen ist.

Meilen
Clarita Kunz ist Gründerin und Leiterin des Montessori Kindergarten in Feldmeilen (ZH). - Zvg

Inklusion ist ein Menschenrecht. Nicht einsam, sondern gemeinsam verschieden sein. Dieser Forderung versuchen Schulen gerecht zu werden. Und nun dieser Rückschritt: Eine von Lehrpersonen lancierte Volksinitiative im Kanton Basel-Stadt fordert die Wiedereinführung von heilpädagogischen Förderklassen. Dies berichtet Lea Meister in der bz, der Zeitung der Region Basel, am 20.1.22.

«Schülerinnen und Schüler, die auf spezielle Förderung angewiesen sind, sollen im Förderunterricht wieder auf ihre Kosten kommen.» Oder: «Schülerinnen und Schüler, die kleinere Lerngruppen benötigten, um sich entfalten zu können, sollen wieder eigenständig geleiteten Förderklassen zugewiesen werden. Gleiches gilt auch für verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler.»

Wiedereinführung von Kleinklassen: Ein Zeichen der Hilflosigkeit

Die Forderung nach der Wiedereinführung von Kleinklassen kursiert derzeit im gesamten deutschsprachigen Raum. Sie ist ein Zeichen der Hilflosigkeit, ein Zeichen dafür, dass die Integration aller Kinder in die Normschulklassen immer wieder scheitert. Die absurde Kehrtwende zurück zur Separation zeigt: Die Massnahme, Klein- und Förderklassen abzuschaffen, reicht offensichtlich nicht aus, um die Inklusion aller Kinder in die Normklassen zu ermöglichen.

Um eine echte Inklusion zu erreichen müssten Kinder und Jugendliche mehr Verantwortung beim Lernen übernehmen dürfen. Sie sollten zumindest die Freiheit haben, von Anfang an (!) selbst über das Lerntempo zu bestimmen. Erst (digital unterstütztes) individualisiertes Lernen, zumindest in den kulturtechnisch relevanten Fächern Deutsch und Mathematik, kann Über- und Unterforderungen und damit einhergehenden Folgeprobleme wie mannigfache Lern- und Verhaltensstörungen aufheben.

Individuelles Lernen muss gefördert werden

Kindergärten und Schulen, die individuelles Lernen und individuelle Förderung in den für die Selektion relevanten Schulfächern anbieten, können das bezeugen. Sie müssen lernschwache Kinder nicht in Kleinklassen separieren. Sie haben Maria Montessoris Idee des individualisierten Lernens umgesetzt. Eine Idee, die notabene nicht nur von ihr stammt. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auch vom US-amerikanischen Pädagogen Carleton Washburne propagiert.

Richard David Precht schreibt über ihn: «Kaum ein anderer Reformpädagoge erhielt von offizieller Seite je eine so freie Hand, seine Ziele im staatlichen System umzusetzen und dieses zu revolutionieren. Er erprobte sein Modell ‘Mastery Learning’ in Winnetka mit so viel Erfolg, dass er in den zwanziger Jahren zur Lichtgestalt der US-amerikanischen Pädagogik wurde.»

Der Weg hin zur Inklusion aller Kinder führt also weg von der vermeintlichen Gleichmacherei. Führt weg vom althergebrachten Unterricht, der nach wie vor in den Schulzimmern anzutreffen ist und macht endlich Schluss mit der Illusion, Schülerinnen und Schüler sollten alle zur gleichen Zeit dasselbe lernen. Er führt einen Schritt in die richtige Richtung, welche die Gleichwertigkeit des Individuums garantiert, ohne dass dabei Normalität vorausgesetzt wird.

Zur Person: Clarita Kunz ist Inhaberin und Leiterin des Montessori Kindergartens Feldmeilen.

Kommentare

User #4148 (nicht angemeldet)

Frau Kunz, von wem sind Sie für Ihre seltsamen Schul-Artikel beauftragt? Gerade Sie als Heilpädagogin wissen genau, dass geistig beeinträchtigte Kinder sich nicht wohlfühlen und darunter leiden, wenn sie merken, dass alle anderen Kinder der Klasse anders sind als sie und sie immer hinterherhinken. Inklusion wurde schweizweit ausprobiert, die vielfachen Versuche haben gezeigt, dass es nicht funktioniert. Auch Eltern geistig beeinträchtigter Kinder haben das erkannt. Und nun kommen Sie mit Ihren schulischen und unterrichtsmethodischen Utopien, Frau Kunz!

Huldrych Ammann

Die Montessori-Kinder sind vermutlich nicht repräsentativ für allgemeine Aussagen, sondern profitieren oft von einer privilegierten Familienumgebung. Insofern sind die Aussagen höchstens beschränkt allgemein anwendbar. Das Thema heut ist „kritische Masse“: Während EIN Kaum-Deutschsprecher oder EIN Verhaltensauffälliger eventuell inkludiert werden kann, so ist dies bei FÜNF oder ZEHN eben nicht mehr möglich. Sowohl für die „normalen“ Schüler als auch und insbesondere für die Lehrkräfte wird der Zustand dann inakzeptabel. Alle verlieren wegen ein paar Ausreissern. Das darf nicht sein; Inklusion hin oder her.

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