Ganz wichtige erste Lebensmonate!
Christina Bachmann-Roth, CVP Lenzburg, schreibt in ihrem Gastbeitrag über den Vaterschaftsurlaub, der am 27. September zur Abstimmung kommt.

Wir reden darüber, ob sich die Schweiz einen Vaterschaftsurlaub leisten kann. Das ist völlig absurd, denn die Schweiz leistet sich jetzt den Luxus, Frauen nicht im Arbeitsmarkt zu behalten, wenn sie mal Kinder haben.
Gemäss Schillingreport 2020 gibt es 10 Prozent Frauen in der Geschäftsleitung der hundert grössten Schweizer Unternehmen. Wobei immer noch fast die Hälfte der Firmen keine einzige Frau in der Geschäftsleitung hat!
Wir bilden Frauen aus für die Herdplatte? Ein riesiger Luxus. Und dann beklagen wir uns alle über die fehlenden qualifizierten Arbeitskräfte. Diese müssen wir uns dann unter erschwerten Bedingungen aus dem Ausland holen – 44 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder sind gemäss Schilling übrigens Ausländer/Innen.
Ich verstehe jede Frau, welche ihren 14-Woche alten Säugling nicht in eine Tagesstruktur bringen will. In keinem anderen Land in Europa werden nämlich Babies so jung in eine Kita gebracht. So nehmen die meisten Frauen dann unbezahlten (!) Urlaub oder kündigen «vorübergehend». Beim Wiedereinstieg geht’s dann nicht die Karriereleiter hoch, sondern die Frau startet in einem Teilzeitpensum ein paar Stufen weiter unten.

Zugegeben mit dem Vaterschaftsurlaub lösen wir dieses Problem der Chancengleichheit nicht. Wir schützen damit Frau und Mann in der fragilen Phase nach der Geburt. Aber es ist ein Anfang zu mehr Entlastung für die Frau und wir gewähren ihr die Unterstützung daheim, die sie braucht.
Nur mit der Elternzeit erreichen wir endlich Gleichberechtigung für die Frau. Das ist das fortschrittliche Modell und auch dasjenige, welches die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen (EKFF) seit 2010 fordert.
Das EKFF Modell sieht 8 Wochen reserviert für den Vater, 14 Wochen reserviert für die Mutter und 16 Wochen Elternzeit zur freien Aufteilung zwischen den Geschlechtern vor.
So lasst uns starten mit einem Ja zum Vaterschaftsurlaub und weitermachen mit der anschliessenden Elternzeit. Das wird sich rechnen für die Gesellschaft dank höherer Steuereinnahmen und für den Geschäftserfolg dank der besseren Durchmischung von Teams und dank qualifizierter Arbeitskräfte, die Familie und Beruf endlich verbinden können und mit gutem Gewissen Topleistungen erbringen.