In Engelberg fand ein öffentlicher Abend über Energieknappheit statt

Wie die KommunikationsWerkstatt GmbH mitteilt, fand am 20. Oktober 2022 ein öffentlicher Abend der Engelberger Dialoge im Kursaal Engelberg statt.

Engelberg
Blick nach Engelberg vom Wanderweg der Vier-Seen-Wanderung. - keystone

Am 20. Oktober 2022 wurde in Engelberg intensiv über Ursachen und Auswirkungen der Energieknappheit diskutiert.

Zur Einführung in die Problematik erläuterte Professor Wolfgang Kröger, SATW (Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften), die aktuelle Energie-Situation.

Mit einem blauen Auge von der Situation kommen

«Ich glaube, es wird eng, aber wir kommen diesen Winter mit einem blauen Auge davon.

Der Pro-Kopf-Energieverbrauch in der Schweiz liegt signifikant höher als im übrigen Europa. Gleichzeitig müssen wir uns auf einen steigenden Strombedarf einstellen.

Der Ausbau der heimischen Energie-Produktion muss forciert werden, aber ohne die CO2-Emissionen zu erhöhen. Dazu gehören auch neue Atomkraftwerke.»

Auf Notfall vorbereitet sein

Der Nidwaldner Regierungsrat Joe Christen meinte zur Problematik: «Es gibt leider keine Sicherheit, dass es genügend Energie gibt.

Wir müssen uns auf neue Situationen einstellen. Nidwalden ist im Verbund mit allen Kantonen daran, sich auf den Notfall vorzubereiten.

Bei einer Strommangellage entscheidet aber der Bund über die Massnahmen. Die Energiekrise lässt sich wohl nicht immer basisdemokratisch lösen.

Der Einzelne muss auch mal einen Entscheid akzeptieren.»

Erläuterung von Professorin Isabelle Stadelmann

Isabelle Stadelmann, Professorin für politische Verhaltensforschung, erläuterte: «Es ist uns eigentlich allen klar, dass wir Energie sparen müssen.

Aber wir Menschen akzeptieren Einschränkungen nur schwer. Nur wenn die Betroffenheit gross ist, wird vieles plötzlich möglich.»

Wieso fehlen Energieproduktionsanlagen?

«Sowohl die EU wie die Schweiz haben es verpasst, selbst genügend Produktionskapazitäten aufzubauen. Zudem stehen wir in Energie-Abhängigkeit mit Russland.

Es nervt mich unglaublich, dass die Schweizer Stromwirtschaft die Stromlieferung in diesem Winter nicht garantieren kann.

Und nach diesem Winter ist die Energiekrise nicht vorbei. Wir brauchen massiv mehr Produktion sowohl in der Schweiz wie in Europa.

Die Lage ist wirklich ernst.», erläuterte der CEO von Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW), Martin Schwab, die aktuelle Situation.

Windpark auf dem Lindenberg

Die Schweiz habe ein massives Struktur-Problem, das es fast verunmögliche, neue Anlagen zu bauen. Ein Beispiel sei der geplante Windpark auf dem Lindenberg.

Dort sei man seit zwölf Jahren an der Planung. Zu Beginn waren es sieben Windturbinen, aktuell plane man noch drei Stück.

Ergänzend brachte Walter Steinmann, ehemaliger Leiter des Bundesamtes für Energie, die Stromleitungen ein:

«Wir brauchen nicht nur neue Anlagen, wir brauchen auch Hochspannungsleitungen, die den Strom ins Mittelland transportieren.»

Joe Christen brachte es auf den Punkt

Joe Christen brachte die Problematik auf den Punkt: «Im Kanton Nidwalden gibt es Potential für Energie aus Sonne, Wind und Wasser, um unseren Bedarf bis 2035 zu decken.

Aber es gibt auch gegenläufige Interessen von Natur- und Landschaftsschutz. Und bei den Fotovoltaikanlagen stossen wir auf vielen Dächern an Grenzen mit den Bauvorschriften.

Zudem gibt es aktuell Lieferengpässe bei Panels und Wechselrichtern und es fehlt an Handwerkern, die sie montieren.»

Umdenken ist angesagt

Wolfgang Kröger sprach von einer Zeitenwende, in der vieles im Energiesektor überdacht werden müsse.

Das Wünschbare müsse durch das Machbare, Bezahlbare und Sinnvolle ersetzt werden. Man erlebte aktuell eine Zeit des Wandels in relativ kurzer Zeit.

Wenn die Menschen den Nutzen einsähen, dann seien sie bereit für Veränderungen.

In den letzten Jahren sei eine stärkere Polarisierung in der Diskussion zu spüren. Die Kompromissbereitschaft nehme ab.

Abschluss der Diskussion machte Peter Kuhn

Mut machte zum Abschluss der Diskussion Peter Kuhn, Mitglied der Engelberger Energiekommission: «Wir sind in Engelberg krisenresistent, das haben wir schon beim Hochwasser 2005 bewiesen.

Wir sprechen jede Person im Tal individuell mit Energie-Spartipps an, bis es alle wissen. 2023 folgt ein Stromsparcheck mit freiwilligen Helfern, sogenannten Energy-Senioren.

Unser neues Schwimmbad wird nur mit der Sonne geheizt. Für eine Fotovoltaikanlage auf der Lawinenverbauung Rigidal machen wir eine Machbarkeitsstudie.

Zudem werden auf circa 20 kommunalen Gebäuden die Möglichkeiten für Fotovoltaikanlagen abgeklärt. Engelberg ist auf einem guten Weg.»

Mehr als 100 Interessierte diskutierten übers Energiesparen

Beim obligaten Schlummertrunk zum Ausklang diskutierten die mehr als 100 Interessierten noch ausgiebig übers Energiesparen und über Pro und Kontra von verschiedenen Energieproduktionsanlagen.

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