Interviewdomino: Immobilienmanagerin Anouk Marazzi aus Muri-Gümligen

Das Corona-Interview-Domino auf Nau.ch. Anouk Marazzi ist Immobilienmanagerin in Muri-Gümligen.

Anouk Marazzi Muri-Gümligen
Anouk Marazzi aus Muri mit Hund Bee. - zVg

Wie haben Sie die Ausnahmesituation bisher erlebt?

Da ich ein sozial sehr aktiver Mensch bin, war für mich der Beginn der Ausnahmesituation und die damit verbundene Umstellung betreffend direkten Austausch mit Menschen nicht einfach. Auch die Tatsache, dass plötzlich Ehemann und Kinder 24/7 zu Hause waren, war eine ziemlich ungewohnte Erfahrung für mich.

Doch ganz nach dem Motto immer «das Beste aus jeder schwierigen Situation» zu machen, habe ich kurzerhand gelernt zu entschleunigen, zu entspannen und zu geniessen.

Bezüglich der für viele Menschen neuen «Homeoffice»-Situation gab es bei mir keine grossen Veränderungen, da ich als Immobilienmaklerin mit eigenem Geschäft auch bisher mehrheitlich von zu Hause aus gearbeitet habe.

Der Immobilienmarkt hat natürlich – wie jede andere Branche – auch sofort auf den Lockdown reagiert: mögliche Interessenten sind vorsichtig geworden und verzichten mehrheitlich, zumindest für den Moment, auf eine individuelle Besichtigung der Objekte.

Welche Auswirkungen spüren Sie in Muri-Gümligen besonders?

Es ist allgemein ruhiger geworden in der Gemeinde. Die Leute bleiben eher zu Hause und der Verkehr hat deutlich abgenommen. Muri-Gümligen hat sich unmittelbar nach dem Lockdown zu einer gemächlichen Agglomerationsgemeinde entwickelt.

Mir ist aufgefallen, dass es mehr Spaziergänger an der Aare hat als sonst. In einer Ausnahmesituation besinnen sich die Menschen wieder auf ihre Grundprinzipien und lernen die Natur wieder mehr zu schätzten.

Was vermissen Sie am meisten?

Am meisten vermisse ich den persönlichen Kontakt mit Menschen und das Reisen.

Ihr Tipp für einen guten Alltag im Lockdown.

Ich masse mir nicht an, anderen Leuten einen Tipp zu geben. Ich bin ein resilienter Mensch und habe mich einfach auch darüber gefreut, dass ich endlich Dinge erledigen kann, für die ich sonst keine Zeit hatte.

Ich habe diverse und neue Rezepte ausprobiert, Fotobücher erstellt, das Haus ausgemistet und geputzt, Bücher gelesen, sportgetrieben und viel Zeit mit meiner Familie verbracht. Das alles hat mich in dieser herausfordernden Zeit durchwegs positiv gestimmt.

Wird sich die Gesellschaft jetzt verändern?

Was sich mittelfristig und langfristig verändert, weiss ich natürlich nicht mit Sicherheit. Aus meiner Sicht führen die Schutzmassnahmen der Exekutive wie Ausgangs- oder Kontaktsperre aber zu sozialer Entleerung, auch wenn sie kurzfristig gerechtfertig sind.

Vielleicht beginnt mit der Krise der Umbau der Gesellschaft. Was vorher bedeutsam war, ist nun unwichtig. Das Wertesystem wird hinterfragt und neu definiert.

Wie lange die Krise anhält, wissen wir alle nicht. Fakt ist, dass wir alle die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen der Covid-19-Krise noch lange spüren werden. Zum Glück besitzt der Mensch eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit und nutzt diese Fähigkeit im Idealfall, diese Krise auch teilweise als Chance zu sehen.

Zur Person:

Anouk Marazzi ist Inhaberin und Geschäftsführerin von der Anouk Marazzi Immobilien GmbH. Nebst Familie und ihrem Beruf übt sie diverse andere Aktivitäten aus. Sie ist Verwaltungsrätin im Kongress + Kursaal Bern AG und in der Datenhaus AG sowie Stiftungsrätin bei Kids4you Stiftung für Jugendförderung. Sie lebt mit ihrer Familie in der Gemeinde Muri bei Bern.

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